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Meinung: Berufsverbot für Giftmischer

Von Dagmar Dehmer In unsere Tiere kommt nur Wasser, Gras und Getreide. Diesen Satz sprach Verbraucherministerin Renate Künast in ihrer ersten Regierungserklärung nach dem Amtsantritt.

Von Dagmar Dehmer

In unsere Tiere kommt nur Wasser, Gras und Getreide. Diesen Satz sprach Verbraucherministerin Renate Künast in ihrer ersten Regierungserklärung nach dem Amtsantritt. Diesem Ziel ist sie allerdings seither nicht wesentlich näher gekommen. Zumindest nicht im Schweinetrog. Zugegeben, Künast hatte damals – mitten in der BSE-Krise – nur von Kühen gesprochen. Aber schon damals war sie überzeugt davon, dass Medikamente nichts im Viehfutter verloren haben.

Seit eineinhalb Jahren kämpft Künast darum, dass Antibiotika als Wachstumsförderer endgültig verboten werden – was für Hormone längst gilt. Jetzt muss sie die Erfahrung machen, dass Verbote nichts helfen, wenn ihre Einhaltung nicht überwacht wird. Daran hat es im aktuellen Hormonskandal offensichtlich gefehlt.

Die Lehre daraus lautet: In der gesamten Europäischen Union müssen Futtermittel besser überwacht werden. Und zwar genau so konsequent wie Lebensmittel, schließlich wird aus Futter am Ende der Kette menschliche Nahrung. Alle Lebensmittelskandale der vergangenen zehn Jahre lassen sich auf Panschereien im Viehfutter zurückführen.

Trotzdem ist es noch nicht gelungen, in der EU eine offene Deklaration der Futterbestandteile durchzusetzen. Noch utopischer erscheint eine Positivliste, in der festgehalten wird, welche Stoffe zu Futtermitteln verarbeitet werden dürfen. Genau das wäre aber notwendig, um weitere Lebensmittelskandale wegen verseuchten Futters zu verhindern. Der Widerstand ist groß, das ist keine Überraschung. Bisher sind die Futtertröge der Nutztiere immer wieder als Müllkippe für Sonderabfälle missbraucht worden. Werden nur noch saubere Futtermittel zugelassen, steigen die Preise für die Fleischproduktion – aber mit ihnen wächst auch die Sicherheit der Verbraucher.

Derzeit rät Renate Künast davon ab, sich in den Fleischtheken der Supermärkte zu bedienen. Schließlich gibt es derzeit keine Garantie, dass die Ware das verbotene Hormon MPA nicht enthält. Auch eine Positivliste könnte vermutlich nicht verhindern, dass unverantwortliche Futtermittelhersteller Sondermüll in Viehfutter mischen. Aber kombiniert mit mehr Kontrollen und der Drohung empfindlicher Strafen könnten die Lebensmittel in Europa sicherer werden. Dazu müsste die EU allerdings Giftmischern ein Berufsverbot erteilen, wenn sie erwischt werden. Sie hätte das längst tun können.

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