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Vom Dreiteiler-Träger zum kalifornischen Hipster. Kai Diekmann hat sich im Silicon Valley mit der digitalen Revolution vertraut gemacht. Ab Montag ist der "Bild"-Chef zurück im Springerhochhaus.

© dpa

"Bild"-Chef Kai Diekmann:: „Journalismus hängt nicht am Papier“

Ein Dreivierteljahr war Kai Diekmann in Kalifornien und hat sich die digitale Revolution noch einmal ganz genau erklären lassen. Ab Montag sitzt der "Bild"-Chef wieder im Springer-Hochhaus. Er hat radikale Veränderungen im Gepäck.

Am Montag bebt der Axel Springer Verlag. Na ja, vielleicht werden auch nur Stühle gerückt und ein Schreibtisch abgestaubt: Kai Diekmann kehrt als Chefredakteur der „Bild“Zeitung zurück nach Berlin. Ein Dreivierteljahr war er im Silicon Valley. Gelebt hat er in Palo Alto, nicht weit entfernt von Google-Gründer Larry Page, im Dunstkreis des verstorbenen AppleGurus Steve Jobs. Diekmann nennt seinen Aufenthalt eine „Zeitreise“, beseelt schwärmt er davon, wie „ungeheuer experimentierfreudig“ es im digitalen Eldorado zugeht. Gegangen als Pilger, kommt der 48-Jährige als Missionar zurück. Durch sein Update zum Vordenker will er „Bild“ für die digitale Zukunft fit machen. Am 11. Juni wird die erste Stufe gezündet: Bild.de wird zum „Freemium“-Angebot, ein Mix aus kostenlosen und kostenpflichtigen Inhalten. Drei Abo-Pakete sind geschnürt, als besonderen Lockstoff wird es Bewegtbilder von der Bundesliga geben.

Kai Diekmann ist seit zwölf Jahren „Bild“-Chef und damit der dienstälteste Chefredakteur von Deutschlands auflagenstärkster Tageszeitung. Die „rote Gruppe“ gilt im Printbereich des Springer-Verlags als „Cash Cow“, eine Rendite von 30 Prozent wird kolportiert. Die Auflage der „Bild“ aber schmilzt, derzeit liegt sie bei 2,4 Millionen Exemplaren täglich, in Glanzzeiten waren es über vier Millionen. Tempi passati, jetzt muss Digitalien erobert werden. Diekmann, der mindestens so sehr als Journalist wie als Geschäftsmann denkt und handelt, spricht von einer „Revolution“, darunter tut es ein Springer-Häuptling nicht.

Im „Handelsblatt“-Interview gab Diekmann zu erkennen, mit welchen Herausforderungen er seine Mannschaft auf- und heimsuchen wird. „Die Marke ,Bild’ für die Zukunft wetterfest zu machen heißt auch, sie umzubauen.“ Wo kein Wachstum sei, müsse er Strukturen anpassen, um in Bereiche investieren zu können, wo er Wachstum erwarte. „Erfolgreicher Journalismus hängt nicht am Papier.“

Diekmann war nicht allein in den USA. Seine Familie, Frau und vier Kinder, waren mit dabei, mit Chief Marketing Officer Peter Würtenberger und Idealo-Chef Martin Sinner bildete er die „Garagen-Gang“. In Kalifornien inszenierte sich Diekmann als Ü40-Nerd mit Bart, T-Shirt, Hoodie. Welches Role Model gibt er sich in Deutschlands Hauptstadt? Jetzt, wo es eine Bundestagswahl publizistisch zu bestehen gilt und nach FDP-Chef Philipp Rösler weitere Umarmer warten?

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