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Meinung: Bilderverbot

Als die Karikaturen des Propheten Mohammed im September in Dänemark erschienen, wurden allenfalls die dänischen Muslime auf sie aufmerksam. Doch dank Internet wurde die Nachricht bis in den Nahen Osten verbreitet.

Als die Karikaturen des Propheten Mohammed im September in Dänemark erschienen, wurden allenfalls die dänischen Muslime auf sie aufmerksam. Doch dank Internet wurde die Nachricht bis in den Nahen Osten verbreitet. Islamistische Gruppen haben dann dafür gesorgt, dass aus dem Thema eine internationale Krise wurde. Sie sind davon überzeugt, dass es zwischen Orient und Okzident einen Zusammenprall der Kulturen gibt – die blasphemischen Karikaturen belegen dies in ihren Augen. Der Streit bietet den unbeliebten und zumeist nicht demokratisch legitimierten Regime eine Gelegenheit, ihre islamische Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen. Doch wer auch immer den Streit am Leben erhält und manipuliert: Nicht nur islamistische Gruppen fühlen sich durch die satirischen Abbildungen verletzt, sondern die meisten gläubigen Muslime. Das Verbot, den Propheten Mohammed abzubilden, ist ein unumstößliches Dogma im Islam. Es steht nicht im Konflikt mit der Presse- oder Meinungsfreiheit, sondern diese sind in den mehrheitlich gläubigen Gesellschaften dem Respekt des Propheten nachgeordnet. Selbst Kinderbücher über das Leben des Propheten oder Zeichentrickfilme zeigen anstelle des Propheten nur eine graue Wolke oder einen Umriss. Auch andere Religionen als der Islam werden nie in Karikaturen satirisch dargestellt. Allerdings ist die ägyptische Presse für ihre antisemitischen Zeichnungen bekannt. Sie werden damit gerechtfertigt, dass sie sich politisch gegen den Zionismus und nicht gegen das Judentum richten. Das auch im jüdischen Glauben geltende Verbot, sich ein Abbild Gottes zu machen, wurde nie überschritten.

Die Autorin ist Nahost-Korrespondentin des Tagesspiegels.

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