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Mit der Jugendfeuerwehr zum Piratenabitur? Das könnte schief gehen, meint Bernd Matthies.

© dapd

Bildungspolitischer Unfug: Mit der Jugendfeuerwehr zum Piratenabitur?

Kuriose Idee der Berliner Piraten: Statt durch gute Noten sollen Schüler mit "bürgerschaftlichem Engagement" den Sprung aufs Gymnasium schaffen. Doof, aber bei der Jugendfeuerwehr - das reicht dann auch fürs Piratenabitur.

Das Dumme bei den so heillos transparenten Piraten ist, dass da jeder irgendwas äußern kann. Ob das dann Privatmeinung, Arbeitsgruppenvorschlag oder Parteiprogramm ist, wird  hinterher geklärt, oder auch nicht. Diese eher dem Zufall abgetrotzte Strategie ist das Gegenteil der professionellen Politik mit ihren unendlichen Detailabstimmungen, Rückfragen und Anhörungen. Aber nach Lage der Dinge treibt gerade dieser Dilettantismus den Piraten gegenwärtig in den Umfragen immer neue Sympathien zu - weil die „eben anders sind“.

Aber bitte: Es müsste doch nicht nur anders, sondern ein wenig plausibel sein, was da immer so in die Welt gesetzt wird. Vom bildungspolitischen Sprecher der Berliner Fraktion hören wir nun, er könne sich vorstellen, dass beim Wechsel ans Gymnasium nicht nur die Zensuren, sondern auch „bürgerschaftliches Engagement“ eine Rolle spielen könne.

Bürgerschaftliches Engagement. Von Kindern? Ja, nun mal los, raus aus dem Buddelkasten, weg mit der Playstation. Werdet Mitglied bei der Jugendfeuerwehr, beim Jugendrotkreuz, bei der DLRG! Schleppt dem Lehrer die Klassenbücher hinterher, meldet Graffiti-Schmierer der Polizei, gebt Internetkurse für Rentner, räumt den Schulhof auf, helft der Oma über die Straße, tretet den Jungpiraten bei. Die Möglichkeiten sind unendlich, und jede gute Tat wird dann anschließend dem Direktor des Wunschgymnasiums dokumentiert, der mit Hilfe eines Punktsystems anschließend gerichtsfeste Bescheide erteilt...

Merkt eigentlich niemand, was das für ein bürokratischer, pädagogischer und bildungspolitischer Unfug ist? Es finge schon mal damit an, dass sämtliche Eltern die entsprechenden Vereine und Verbände stürmen und verzweifelt um einen Platz für ihr Kind kämpfen würden, wenn dort Tickets fürs Minimalziel „Abitur“ verteilt werden. Bald hätten wir eine ganze Branche  von gemeinnützigen Maserati-Unternehmen, die bürgerschaftliches Engagement für Grundschüler anbieten.

Die Folge dieses enormen Systems wäre streng denklogisch, dass engagierte, aber von ihren Leistungen ungeeignete Kinder die Gymnasien fluten. Damit sie nicht gleich wieder rausfliegen, müssten sie für fortdauerndes Engagement einen weiteren Zensurenbonus erhalten, der bis ins Abitur anhält.  Doof, aber bei der Freiwilligen Feuerwehr - das reichte dann auch fürs Piratenabitur. Und in die Universitäten?

Der Vorschlag liegt auf einer Linie mit den verschiedenen Ideen der Piraten, Kindern auch das Wahlrecht einzuräumen, mit sieben, von Geburt an oder auch schon als Embryo, für alles gibt es irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen Argumente. Die Piraten tun nichts, sie wollen nur spielen. Und das ist genau ihr Problem.

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