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Meinung: „Bisher ist kaum etwas…

… geschehen, um die Milizen in Darfur zu entwaffnen.“ Diese Erkenntnis ist Jan Pronk, dem UN-Sonderberichterstatter in Sudan, spät gekommen.

… geschehen, um die Milizen in Darfur zu entwaffnen.“

Diese Erkenntnis ist Jan Pronk, dem UN-Sonderberichterstatter in Sudan, spät gekommen. Erst kurz vor dem Ablauf des Ultimatums an die Regierung. Noch vor einer Woche behauptete Pronk: „Es gibt keine Massentötungen in diesem Land. Es wird immer noch getötet, aber es gibt keinen Grund zu glauben, dass die Regierung hinter diesen Tötungen steht.“ Nachdem ihm das Regime in Khartum zu Beginn des UN-Ultimatums zugesagt hatte, es werde die Dschandschawid-Milizen in Darfur entwaffnen und die humanitäre Lage der Flüchtlinge verbessern, redete Pronk die Lage wochenlang schön. In seinem Bericht, den der UN-Sicherheitsrat heute berät, äußert sich Pronk aber kritisch über die mangelnden Fortschritte.

Jan Pronk, 1940 geboren und seit 1971 Abgeordneter, ist bei Freund und Feind für sein gutes Gewissen berüchtigt. Stets handelt er rücksichtslos gut – die Folgen müssen dann allerdings andere ausbaden. Hollands abgetretener Ministerpräsident Wim Kok nannte ihn einmal ironisch „das Gewissen der Nation“ – ohne zu ahnen, dass dieses Gewissen einmal sein ganzes Kabinett zum Rücktritt zwingen würde. Das war im April 2002, als das niederländische Institut für Kriegsdokumentation in seinem 7000 Seiten langen Bericht über den Fall der Enklave Srebrenica in Bosnien die Politik der damaligen Regierung scharf kritisierte. Noch bevor das Kabinett über die Konsequenzen beraten konnte, ließ Pronk wissen, er werde aus moralischen Gründen als Minister für Entwicklungshhilfe zurücktreten. Im Kabinett wollte niemand hinter Pronks moralischem Anspruch zurückstehen. Dagegen konnte Kok nichts ausrichten – und reichte bei der Königin den Rücktritt der Regierung ein.

Als Minister war Pronk gefürchtet für seine Alleingänge. Meist kündigte er Entscheidungen an, bevor sie das Kabinett beschlossen hatte. 2001 brachte er beinahe das Kyotoprotokoll zum Schutz des Klimas zu Fall. Denn seiner Selbstüberschätzung war es zu verdanken, dass die entscheidende Klimakonferenz in Den Haag gescheitert ist. Sie wurde in Bonn dann doch noch fortgesetzt – da war Jan Pronk allerdings nicht mehr Verhandlungsführer. In den achtziger Jahren, als sein Stern zu Hause bereits zu verblassen begann, brachte er es bis zum stellvertretenden UN-Generalsekretär. Er wäre gerne Hochkommissar für Flüchtlinge geworden, doch da setzte sich Ruud Lubbers durch.

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