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Tony Hayward

© AFP/Getty

BP-Chef Tony Hayward: „Die oben hören nicht, was die unten sagen“

Im Golf von Mexiko bildet sich die schlimmste Ölpest in der Geschichte der USA. BP gibt sich schuldbewusst. Tony Hayward weiß, dass ihn die Krise den Job kosten kann.

An die Macht brachte ihn der tödliche Unfall in einer BP-Raffinerie. 15 Menschen starben bei der Explosion in Texas City im März 2005. Das Unglück beschleunigte den Generationswechsel an der Spitze des Ölkonzerns. Im Mai 2007 wurde Chefmanager Lord John Browne mit 59 Jahren aufs Altenteil geschickt. Tony Hayward übernahm die Spitze drei Wochen nach seinem 50. Geburtstag. Im Wettbewerb der diversen Kronprinzen war aufgefallen, dass er die interne Kommunikation kritisiert hatte: „Wir haben einen Führungsstil, der zu sehr auf Anweisungen setzt und zu wenig auf Zuhören. Die oben an der Spitze hören nicht, was die unten sagen.“

Drei Jahre später steht BP erneut im Mittelpunkt eines schweren Unfalls, nun bei der Explosion einer Ölplattform. Elf Menschen sind tot, im Golf von Mexiko bildet sich die schlimmste Ölpest in der Geschichte der USA. Hayward weiß, dass ihn die Krise den Job kosten kann. Die Kommunikation hat sich nur graduell verbessert, sowohl intern als auch nach außen. BP gibt sich schuldbewusst, verspricht, den angerichteten Schaden zu beheben und alle legitimen Schadenersatzforderungen zu begleichen. Die Bilder der Überwachungskamera am lecken Bohrloch sind als Beleg für die Transparenz im Internet allgemein zugänglich.

Doch in den fünf Wochen seit der Explosion hat er manches gesagt, das ihn nun einholt. Der Ölteppich sei „relativ winzig“ im Vergleich zur Größe des Golfs von Mexiko. Und die Folgen für die Umwelt würden „sehr, sehr bescheiden“ ausfallen. Inzwischen spricht auch BP von einer Katastrophe. „Wir haben von Beginn einige kleine Fehler gemacht“, gesteht Hayward. Die Untersuchungen durch die US-Regierung und den Kongress haben bedenkliche Fakten zutage gefördert. BP hat tiefer gebohrt als genehmigt. In den Stunden vor der Explosion am 20. April hatten Tests Warnhinweise ergeben, dass dieses Bohrloch „sehr große Abnormalitäten“ aufweist. Die Arbeit wurde dennoch fortgesetzt. Gilt noch immer: Die oben hören nicht, was die unten sagen?

Der Brite war nach dem Geologiestudium in Birmingham und der Promotion in Edinburgh 1982 zu BP gestoßen. Rasch machte er Karriere als Techniker, Kaufmann und Manager in Schottland, Frankreich, China und Venezuela. Misslingen die Versuche von BP, das Bohrloch schnell zu schließen, wird der bekennende Fan des West Ham United FC bald viel Zeit für Fußball haben.

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