zum Hauptinhalt

Meinung: „Brüder, zur Sonne, zum Strandbad“

Ohne ihre alten Kader schafft es die Linkspartei nicht. Nach Lothar Bisky, der sich 2003 nach dreijähriger Auszeit wieder zum PDS-Vorsitzenden hat wählen lassen, muss nun auch Dietmar Bartsch zurück auf seinen Posten.

Von Matthias Meisner

Ohne ihre alten Kader schafft es die Linkspartei nicht. Nach Lothar Bisky, der sich 2003 nach dreijähriger Auszeit wieder zum PDS-Vorsitzenden hat wählen lassen, muss nun auch Dietmar Bartsch zurück auf seinen Posten. An diesem Samstag soll der 47-Jährige zum Bundesgeschäftsführer der Partei gewählt werden. Bartsch bekommt damit – ebenfalls nach dreijähriger Pause – ein Amt zurück, in dem er mit seinem Leitspruch „Politik statt Ideologie“ polarisiert hat wie kaum einer der Spitzengenossen.

Viele der Delegierten, die sich in Dresden zum Bundesparteitag versammeln, werden sich zurückerinnern an ihren Parteimanager, den sie aus der Zeit von 1997 bis zur verlorenen Bundestagswahl 2002 kannten. An den Agitator, der vor allem die Chancen sieht – unter der Bedingung, dass sich die Partei öffnet hin zur Gesellschaft, dass sie „aktionsfähig“ wird. „Nach der Kür die Pflicht“ will er seine Rede überschreiben. Das soll heißen: Der gemeinsame Antritt mit der WASG bei der Bundestagswahl im September war möglich, die Vereinigung beider Parteien aber muss folgen, nach dem Vertrauensvorschuss von 8,7 Wählerprozenten.

Der gebürtige Stralsunder, der im September auf Listenplatz eins in Mecklenburg-Vorpommern zurück in den Bundestag kam, sieht seine Aufgabe vor allem darin, die Linkspartei/PDS so zu stärken, dass sie fit ist für die gemeinsame neue Partei. Den Schwund der Mitgliederzahl will er stoppen. Und dem früher oft geäußerten Verdacht, er wolle eine sozialdemokratische PDS, leistet er jetzt nicht Vorschub – im Gegenteil kündigt er an, die Unterschiede zur Matthias-Platzeck-SPD herausarbeiten zu wollen.

Bartsch lebt gut mit der Doppelrolle: Mit 19 SED-Mitglied, Studium in Moskau, „eine typische DDR-Biographie“. Und zugleich einer, der der DDR keine Träne nachweint. Wenn nötig, rechnet er hart mit der Vergangenheit ab. Lieber noch nimmt er die Dinge humorvoll. Als er nach seinem Ausscheiden aus der PDS-Führung 2002 Geschäftsführer der Parteizeitung „Neues Deutschland“ wurde, startete er eine Werbeaktion fürs Berliner Strandbad Wannsee – und ließ ein Auto der Stadtreinigung mit dem Slogan „Brüder, zur Sonne, zum Strandbad“ durch die Stadt fahren.

Recht ernst wird Bartsch nur, wenn es um die Macht geht. Für die Position des Bundesgeschäftsführers war außer ihm noch Bodo Ramelow im Gespräch, Vizechef der Bundestagsfraktion. Beide gelten auch als interessiert am Parteivorsitz, wenn Bisky 2007 das Amt abgibt. Wurde nun eine Vorentscheidung in der Vorsitzendenfrage getroffen? „Abwegig“ nennt Bartsch solche Spekulationen. Auf die Frage, warum er denn noch einmal Bundesgeschäftsführer werde, antwortet er wiederum sehr selbstbewusst: Bisky habe eben „nicht den zweitbesten, sondern den besten genommen“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false