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Meinung: CDU-Malaise: Das ganz normale Durcheinander

Das ist noch das Schlimmste an der gegenwärtigen CDU-Malaise: Was zum Schluss selbstverständlich zu sein schien, ist es nicht mehr. Ein Beispiel?

Das ist noch das Schlimmste an der gegenwärtigen CDU-Malaise: Was zum Schluss selbstverständlich zu sein schien, ist es nicht mehr. Ein Beispiel? Das Thema Ausländer. Da gab es die liberale Gruppe um Rita Süssmuth und Heiner Geißler. Die wurde zwar in der Partei als lästig und unbequem eingestuft, sorgte aber immerhin dafür, dass im Konzert der Stimmen auch noch ein liberaler Grundton zu hören war. Und es gab einen Wolfgang Schäuble, der sich mitunter mächtig konservativ zeigte, allerdings im Endeffekt schon zu Kompromissen bereit war. So war die CDU: im Zweifel um die Mitte wenigstens bemüht.

Und heute? Da tönt Friedrich Merz als Unionsfraktionschef im Bundestag wie Jörg Schönbohm, als der gerade Innensenator in Berlin geworden war und noch meinte, besonders markig auftreten zu müssen. Dabei hätte Merz, wenn schon nicht von Schäuble, so doch von Schönbohm lernen können: Der Innenminister in Brandenburg und Großkoalitionär ist, genau besehen, ja gar nicht mehr nur konservativ. Außerdem soll ein Vorsitzender der Fraktion doch nicht zuletzt das Zusammenspiel der Kräfte ermöglichen. Er soll seine Worte wägen, soll sich vor allem nicht selbst an den Rand begeben und Dissonanzen produzieren. Sollte Merz im konservativen Zuschnitt aber Alfred Dregger nacheifern wollen: Ihn konnte sich die Union auch nur in Zeiten ihrer stärksten Macht leisten, nicht, als es eng wurde und Inhalte vorangetrieben werden sollten.

Aber vielleicht muss das ganz einfach so kommen, wenn man in die Opposition gerät und den Machtverlust wirklich zu spüren beginnt. Das Jahr 1999, die ganzen Siege - das ist nur noch eine schöne Erinnerung für die Christenunion. Daraus hätte sich etwas entwickeln können, mit inhaltlicher Arbeit und Konzentration auf das Wesentliche: der Antwort auf die Frage, warum eigentlich die Union gewählt werden soll.

Aber so? So sieht es danach aus, als beginne eine harte, bittere Zeit. Auch die Vertreter der Wirtschaft rechnen mit Gerhard Schröders Wiederwahl. Er macht ja nicht vieles anders als die CDU. Die allerdings auch nicht viel anders als früher die SPD: Kakophonie, unverständliche Alleingänge, ständige Reibungen - das ist das Repertoire, das die Sozialdemokraten so schön vorgespielt haben über Jahre. 16 Jahre, bis sie wieder regierten. In der Zwischenzeit hat die SPD übrigens ein paar Mal den Partei- und den Fraktionschef gewechselt.

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