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Meinung: Ceteris Paribus und die Lügen der Rentenkasse Warum die Diskussion über die Rente die Falschen erschreckt

Wieder einmal sind die Rentner aufgebracht: Vierzig Prozent weniger Rente, und das schon in ein paar Jahren? Vierzig Prozent weniger, das wäre für viele der heutigen Rentner nicht nur ein Schock.

Wieder einmal sind die Rentner aufgebracht: Vierzig Prozent weniger Rente, und das schon in ein paar Jahren? Vierzig Prozent weniger, das wäre für viele der heutigen Rentner nicht nur ein Schock. Doch die Aufregung ist verfrüht: Denn die heutigen Rentner werden davon kaum betroffen sein. Dieses Rentenniveau bezieht sich nämlich nur auf diejenigen, die vom Jahr 2030 an in Rente gehen.

Das sind die Generationen, die neuerdings Post von ihrem Rentenversicherungsträger bekommen. Jahrgangsweise werden die künftigen Rentner angeschrieben und mit Mitteilungen über ihre voraussichtliche Rentenhöhe versorgt. Dabei stellen die meisten überrascht fest, dass es so schlimm ja gar nicht bestellt sein kann um die Rentenkasse: Denn die Beträge, die als gesetzliche Rente in Aussicht gestellt werden, sind in aller Regel deutlich besser als man das so befürchtet hatte. Auch deshalb pfeifen viele auf die Angebote zu steuerbegünstigem und bezuschusstem privaten Sparen für das Alter.

Das ist falsch: Denn die Mitteilungen der Rentenkassen beruhen auf einer Annahme, die in der Volkswirtschaft sehr beliebt ist, im wirklichen Leben aber kaum vorkommt. Sie heißt „ceteris paribus“ und bedeutet, dass die Rentenauskunft unter der Annahme erfolgt, dass alles andere gleich bleibt. Gerechnet wird also unter der Annahme, dass das Einkommen bis zum Rentenalter stetig bleibt. Dass der Einzelne auch bis zum – wie auch immer neu bestimmten – Rentenalter arbeitet. Dass die Behandlung von Ausfallzeiten bleibt wie sie ist. Dass keine Arbeitslosigkeit oder Krankheit den Beitragsfluss unterbrechen. Und: Dass sich die Rentenformel bis zum Jahr des Renteneintritts wohl nicht verändert, dass die Rentenanpassungen im bisher gewohnten Umfang stattfinden.

Wer sich die ersten Annahmen zu eigen macht, muss eine Menge Gottvertrauen – und den Optimismus haben, dass ihn selbst die gängigsten Risiken im Erwerbsleben wohl nicht betreffen werden. Wer sich aber die letzten beiden Konstanten in der Rechnung der Rentenkassen als gegeben akzeptiert, ist mehr als naiv. Denn schon jetzt ist klar, dass das Verfallsdatum der derzeitigen Rentenformel schnell naht. Und wenn man sich die vom Regierungsrentenberater Bert Rürup empfohlene neue Formel ansieht, dann stellt man fest, dass es dort nur noch wenige Konstanten gibt. Das aber heißt, dass die Kontrollmitteilungen der Rentenkasse für die künftigen Rentner von Jahr zu Jahr deprimierender ausfallen werden. Ceteris paribus, versteht sich.

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