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China und Nordkorea: Folgen der Patenschaft

Weltmächte sind gar nicht so mächtig, wie bisweilen behauptet wird. Oft haben sie nur die Wahl zwischen einer mit Nachteilen verbundenen Lösung und einer Entwicklung, die ihren Interessen noch mehr schadet.

Weltmächte sind gar nicht so mächtig, wie bisweilen behauptet wird. Oft haben sie nur die Wahl zwischen einer mit Nachteilen verbundenen Lösung und einer Entwicklung, die ihren Interessen noch mehr schadet. Diese Erfahrung macht jetzt China mit Nordkorea. Über Jahrzehnte hielt Peking eine schützende Hand über die Diktatur der Kim-Dynastie. Das überragende Interesse war Ruhe an der eigenen Südostgrenze durch einen Landpuffer, der das US-Militär in Südkorea auf Distanz hält. Die Patenschaft für ein menschenverachtendes Hungerregime kratzte zwar am Image eines Chinas, das sich ökonomisch und politisch öffnet. Aber die Alternative war noch garstiger. Der Entzug der Hilfe würde über kurz oder lang zum Sturz der Diktatur und zur Wiedervereinigung Koreas führen – wodurch die US-Stützpunkte wohl näher rücken. Doch nun könnte weiteres Gewährenlassen genau die Folgen heraufbeschwören, die China durch die Stützung Nordkoreas vermeiden wollte: Je mehr Kim Jong Un mit dem Säbel rasselt, um seine Herrschaft innenpolitisch zu festigen, desto umfassender die militärischen Maßnahmen der USA, mit denen sie sich und ihre Verbündeten Südkorea und Japan schützen. Das verändert Pekings Kalkül: Wenn China das US-Militär auf Distanz halten möchte, muss es mehr zur Eindämmung Nordkoreas tun. cvm

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