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Meinung: „Das ist knackig, …

… eine Frau in meinem Alter zu engagieren.“ Wer mit Heike Maria Kunstmann mithalten will, muss früh aufstehen.

… eine Frau in meinem Alter zu engagieren.“

Wer mit Heike Maria Kunstmann mithalten will, muss früh aufstehen. Um sechs Uhr morgens geht sie laufen, um acht ist sie bei der Arbeit. „Ich bin morgens kreativ und halte nicht viel davon, jede Nacht lange im Büro zu sitzen.“ Zum Sitzen kommt die 39-Jährige ohnehin selten. Die neue Hauptgeschäftsführerin von Gesamtmetall reist derzeit von einem Mitgliedsverband zum anderen und besucht Unternehmen von Stuttgart bis Schmiedeberg an der polnischen Grenze um die Vielfalt der Interessen im größten Arbeitgeberverband kennen zu lernen. „Einer meiner Wettbewerbsvorteile ist Geschwindigkeit“, sagt Kunstmann.

An Mut und Selbstbewusstsein fehlt es ihr nicht. Es gibt sicher wenige Frauen, die die Herausforderung angenommen hätten, den wichtigsten deutschen Arbeitgeberverband zu managen, einen Verband, der geprägt ist von erfahrenen Tarifpolitikern – allesamt ältere Herren. „Ich habe es keine Sekunde bereut“, sagt Kunstmann nach 28 Tagen im Amt. „Das Team in der Zentrale am Leipziger Platz ist witzig, fleißig und kreativ.“

Dabei kommt sie aus einem Unternehmen, das dem Verband gar nicht angehört. Mit Tarifpolitik musste sie sich dennoch auseinander setzen. Zehn Jahre war die promovierte Betriebswirtin in verschiedenen Positionen bei Knorr- Bremse in München tätig. Zuletzt leitete sie die Personalentwicklung und den Personalbereich Europa beim Weltmarktführer von Bremssysteme für Nutzfahrzeuge. Bis ein Headhunter anrief. „40 Jahre, das ist so eine magische Schwelle“, sagt Kunstmann. „Ich wollte jetzt eine Organisation an der Spitze führen.“ Und dass der Verband bereit war, eine Frau in ihrem Alter zu engagieren, findet sie „knackig“.

Auch als Personalchefin bei Knorr-Bremse habe sie unter der Frauenknappheit in der Branche gelitten, sagt sie. Heute engagiert sie sich als Mentorin der Bayerischen Eliteakademie und als Hochschulrätin der Fachhochschule München neben dem Job auch für den – weiblichen – Führungsnachwuchs. Dass sie noch Zeit für Laufen, Kochen und die Oper hat, verdankt sie „guter Organisation und wenig Schlaf“. Vor allem die italienische Oper hat es ihr angetan, „weil ich die Sprache verstehe“, sagt Kunstmann. Für Knorr-Bremse war sie ein Jahr lang in Italien. Aufgewachsen ist Kunstmann im nordhessischen Kassel, Jura und Betriebswirtschaft studierte sie in Passau. Nun arbeitet sie zwar in Berlin, ihr Hauptwohnsitz bleibt aber München.

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