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Meinung: Das Menschenexperiment

Berlins Bildungspolitik kämpft mit aller Kraft gegen erfolgreiche Schulen

Die Berliner Bildungspolitiker von SPD und PDS möchten die sechsjährige Grundschule in Berlin verteidigen, womöglich sogar ausbauen. Sie fühlen sich dabei durch die Ergebnisse der Pisa-Studie bestätigt. In anderen Ländern bleiben die Schüler länger zusammen und lernen besser! Die Bildungspolitiker ignorieren, dass die erfolgreichen Gesamtschulen zum Beispiel in Finnland klein sind, weitgehend autonom, hoch differenziert, mit Personal geradezu verschwenderisch ausgestattet und mit geringem Migrantenanteil, alles in allem ziemlich genau das Gegenteil einer Berliner Grundschule.

Die sechsjährigen Berliner Grundschulen zu einem Erfolgsmodell zu machen, wäre vielleicht möglich, aber es erfordert viel Geld – und den Willen, die Bildung zum zentralen Zukunftsthema zu machen. Beides ist nicht vorhanden.

Zurzeit versuchen wieder einmal viele Berliner Eltern, für talentierte Kinder in der 5. Klasse Plätze in Gymnasien zu finden, denn dort sind die Verhältnisse – zumindest jetzt noch – besser. Diese Eltern und ihre Kinder suchen Bildung. Es wird ihnen verwehrt. Die Berliner Bildungsbehörde hält Gymnasiumsplätze künstlich knapp. Was denn, es herrscht Nachfrage? Eine Schule hat Erfolg? Das ist ihnen gleichgültig. Zwar sind diese Politiker nicht in der Lage, die sechsjährige Grundschule so attraktiv zu gestalten, dass sie sich in der Konkurrenz zum Gymnasium ab Klasse 5 aus eigener Kraft behaupten kann. Aber immerhin haben sie die politischen Waffen in der Hand, das Gymnasium, diese lästige Konkurrenz, diesen Hort elitären Bildungsdenkens, zu zerschlagen. Und genau das versuchen sie nun.

Bei den altsprachlichen Gymnasien, die sich in Berlin zu einer Fluchtburg bildungsorientierter Milieus entwickelt haben, werden die knappen Plätze in diesem Jahr vom Bezirksamt zugeteilt. Das entscheidende Kriterium dabei ist die Wohnadresse des Kindes. Das heißt: Die Schulen dürfen sich ihre Schüler nicht mehr selbst aussuchen. Ob ein Kind für eine Schule geeignet ist, spielt kaum eine Rolle mehr, genau so, wie auch der Wille seiner Eltern keine Rolle spielt – entscheidend ist, wo es wohnt.

Auf diese Weise beugt man bourgeoiser Elitenbildung vor! Natürlich wäre nach einem solchen Prinzip – Zuteilung durch ein Amt nicht etwa nach Eignung, sondern nach dem Zufall der Adresse – niemals irgendwo auf der Welt eine erfolgreiche Schule oder Hochschule entstanden. Natürlich würde man nach dem Berliner Prinzip sogar weltberühmte Standorte wie Harvard oder Oxford innerhalb kürzester Zeit auf den Hund bringen. Aber Ideologie ist in Berlin eben wichtiger als gute Bildungsergebnisse.

Ein anderes Beispiel: Klassische Gymnasien dürfen in Berlin ihr Platzangebot nur vergrößern, also der gewaltigen Nachfrage bildungshungriger Familien nachkommen, wenn sie verpflichtend Altgriechisch anbieten. Hinter dieser Maßnahme steckt nicht etwa der Gedanke, dass massenhaftes Altgriechisch gesellschaftlich notwendig oder wünschenswert wäre, nein, ihr einziger Sinn ist Schikane, Einschränkung von Freiheit, der Wunsch, das Gymnasium unattraktiv zu machen, ihm die Luft abzuschnüren, weil man ihm in freier Konkurrenz nicht gewachsen wäre.

Erfolg darf sich nicht lohnen. Freiheit wird nicht gewährt. Bizarre Vorschriften werden erlassen, aus Willkür. Genau so wurde auch in der DDR Politik gemacht. Bei den Bildungspolitikern von SPD und PDS herrscht der naive Glaube, dass man nur alle Kinder, so verschieden sie in ihren Voraussetzungen auch sein mögen, möglichst lange zusammensperren muss, und schon stellen sich automatisch Erfolge ein. Wieder einmal wird ein Menschenexperiment veranstaltet, dessen Scheitern absehbar ist.

Nun ist Berlin allerdings keine Diktatur. Weil man die Grundschulen aus finanzieller Schwäche nicht attraktiv machen kann und die Gymnasien mit aller politischen Kraft schädigt, weichen die Begüterten auf Privatschulen aus. Sie boomen in Berlin. Sie werden, unter anderem wegen der steigenden Nachfrage, immer teurer. Wer allerdings in Berlin begabte Kinder hat und wenig Geld, kann einem Leid tun. Die Verantwortung für diese unsoziale Politik trägt Bildungssenator Klaus Böger, SPD.

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