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Meinung: Das Politische ist privat

DREI MINISTER WOLLEN MITDEMONSTRIEREN

Gerhard Schröder ist unberechenbar: Am Sonnabend wollen 100 000 Menschen in Berlin gegen den Krieg demonstrieren – und der Kanzler ist nicht dabei. Mehr noch: Er, der sich seit Wochen für den Frieden in der Welt einsetzt, verbietet seinen Ministern, daran teilzunehmen. Nein, kein Verbot: Er brüllt die Minister auch nicht an, er bittet sie, der Demo fernzubleiben. Einen Kabinettsbeschluss gebe es nicht, erklärt der Regierungssprecher, und so sei die Teilnahme letztlich allen freigestellt. Drei Minister wollen sich nun über die freundliche Bitte des Kanzlers hinwegsetzen: Renate Künast, Jürgen Trittin und Heidemarie Wieczorek-Zeul. Sie wollen es sich nicht nehmen lassen, die Politik der Bundesregierung und des Bundeskanzlers öffentlich zu loben. Und weil die zurzeit so selten gelobt wird, will Jürgen Trittin gleich doppelt skandieren: einmal als Parteimitglied und einmal als Privatperson. Auch die Verbraucherschutzministerin wird als „Privatperson“ für die von ihr mitgetragene Politik demonstrieren. Vielleicht tritt der Kanzler dann doch noch auf, bei ihm weiß man, wie gesagt, ja nie. Natürlich nicht als Kanzler – das wäre ja die von der CDU kritisierte „Verletzung des politischen Stils“ – sondern als Privatmann. Aber das kann man noch weniger wissen: Vielleicht würde der private Gerhard Schröder in Wirklichkeit niemals für die Politik dieses Kanzlers auf die Straße gehen. mos

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