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Meinung: Das tut man nicht

Es ist nicht nur alter Väter Sitte, um die es hier geht – es geht um gute demokratische Verhaltensweisen. Was sich dieser Tage die Stadt Ludwigshafen geleistet und was sich vorher der Bundesrat erlaubt hat, ist empörend.

Es ist nicht nur alter Väter Sitte, um die es hier geht – es geht um gute demokratische Verhaltensweisen. Was sich dieser Tage die Stadt Ludwigshafen geleistet und was sich vorher der Bundesrat erlaubt hat, ist empörend. Man muss nicht mit Helmut Kohl politisch übereinstimmen, um es unangemessen zu finden, dass die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an diesen – ja doch – großen Sohn der Stadt in kleinstem Rahmen stattfinden soll. Kohl ist, durch einen großen, einen historischen Moment, zum Kanzler der Einheit Deutschlands geworden, der daneben auch die europäische Einigung vorangetrieben hat. Bei allem, was danach geschah – das wird in den Geschichtsbüchern von seiner langen, langen Kanzlerschaft bleiben. Und dann gibt es nicht einmal 80 000 Euro für ein anständiges Fest? Recht so, dass Kohl eine unwürdige, kleinkarierte Debatte abschneidet, sie gar nicht erst zulässt, indem er auf einen Festakt verzichtet. Nach dem Motto: Jeder disqualifiziert sich, so gut er kann. Das gilt auch für den Bundesrat. Am Volkstrauertag, ausgerechnet, findet sich kein Einziger unter den 16 Länderchefs, der die Kammer beim Totengedenken vertreten mag? Kein Einziger, der eine Stunde Zeit hat? Dass Matthias Platzeck als amtierender Bundesratspräsident und damit zweiter Mann im Staat sich mit „Jahresurlaub“ entschuldigt, ist schon, sagen wir: erstaunlich genug. Dass aber dann auch seine Kollegen so wenig Sinn für Geschichte zeigen, ist für die politische Kultur in Deutschland ein weiterer Fingerzeig. Wie war das noch mit dem 3. Oktober? Souveräner Umgang mit Historie und Tradition ist das nicht, selbstbewusst auch nicht. Es ist nur eine neue Unsitte. cas

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