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David Miliband, britischer Außenminister: "Die Partei muss erneuert werden"

Angeeckt ist David Miliband das erste Mal an der Universität in Oxford, als er auf einem Ball eine schwarze Krawatte trug. Für viele linke Studenten ein elitäres Symbol, das nicht zu einem echten Marxisten passte. Und genau das sollte David Miliband doch sein.

Miliband, der heute britischer Außenminister und vielleicht bald neuer Premierminister ist, kommt aus einer Familie mit Marx-Interessen. Vater Ralph floh im zweiten Weltkrieg vor den Nazis aus Belgien nach London, wo er zu einem der einflussreichsten Sozialisten in England und der Labour-Party wurde.

Die Geschichte des David Miliband ist aber nicht nur deshalb eine Familiengeschichte. Denn der 43-Jährige hat einen vier Jahre jüngeren Bruder Ed, der ebenfalls Mitglied der Regierung Brown ist. Beide haben eine ähnliche Entwicklung auf unterschiedlichen Wegen. David schlug sich schon als Student auf die Seite der Reformer und arbeitete als Forschungsstipendiat am Institute for Policy Research (IPPR), das später den Weg für New Labour beschreiben sollte. Er wurde 1994 Chef im Planungsstab des damaligen Oppositionsführers Tony Blair und blieb es bis 2001. „Verstand“ war sein Spitzname. Es folgten Stationen als Staatssekretär für Schulen, als Kabinettsminister und als Umweltminister, ehe er 2007 Außenminister wurde.

Bruder Ed folgte auch den Lockrufen der Politik. Er war in der Schule der bessere von beiden und gilt auch an der Basis der Labourparty als beliebter. Mit New Labour konnte er nichts anfangen. Er arbeitete seit 1994 als Redenschreiber für Gordon Brown. Bis heute ist er einer seiner treuesten Wegbegleiter und Vermittler zum Blair-Lager.

Jetzt könnte Ed vor einer Zerreißprobe stehen. Denn sein Bruder, mit dem er in einem Haus aber in getrennten Wohnungen wohnt, gilt als Kopf der Putschisten gegen Gordon Brown. Schnell hat David mit einem Zeitungsartikel, in dem er forderte, die „Partei muss erneuert werden“, seine Ansprüche geltend gemacht.

Schnelligkeit war wichtig für ihn, weil er bis dahin als Zauderer und ungeeignet für den politischen Nahkampf galt. Als Blair 2007 zum Rücktritt gedrängt wurde, hofften viele, David Miliband, der verheiratet ist und zwei adoptierte Söhne hat, würde gegen Brown antreten. Er verzichtete. Wie sein Bruder Ed sich verhält, ist noch unklar. Viele halten seine Loyalität zu Brown aber für stärker. Politik ist in der Familie Miliband eben dicker als Blut.

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