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Martin Delius hat mit seinem NSDAP-Vergleich viel Aufmerksamkeit provoziert.

© Mike Wolff, TSP

Debatte um NSDAP-Vergleich: Martin Delius hat Jehova gesagt

Der Berliner Pirat Martin Delius hat einen dummen Satz gesagt. Noch dümmer aber wäre es, ihm deswegen rechtes Gedankengut zu unterstellen, meint Sebastian Leber. Warum Delius die Kritik an seinem Nazi-Vergleich aussitzen sollte.

“Der Aufstieg der Piratenpartei verläuft so rasant wie der der NSDAP zwischen 1928 und 1933.” Was für ein dummer Satz. Noch dümmer wäre aber, dem Mann, dem er rausgerutscht ist, deshalb Nähe zu braunem Gedankengut zu unterstellen. Martin Delius, dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus, lässt sich einiges vorwerfen - etwa dass er sich neulich bei Maybrit Illner von FDP-Generalsekretär Patrick Döring halb totquatschen ließ oder dass er in Pressemitteilungen selbst die simpelsten Regeln der Kommasetzung ignoriert. Aber dass dieser Mann Rechtsextremismus verharmlose oder gar mit rechten Ideen sympathisiere, kann nur behaupten, wer entweder komplett ahnungslos oder böswillig ist. Das Gegenteil ist der Fall: Erst in dieser Woche hat sich Delius von den noch viel hirnverbrannteren, weil tatsächlich so gemeinten Äußerungen seines Landesvorsitzenden Hartmut Semken distanziert. Seit Jahren engagiert sich der Pferdeschwanzträger gegen Rechtsextremismus in Brandenburg. Noch am Freitag hat er bei einem Fernsehauftritt erklärt, dass Rechte in der Partei konsequent bekämpft werden müssen.

Das Delius-Statement ist der politischen Unerfahrenheit geschuldet und nicht der erste verbale Blackout eines Piraten - aber eben einer, der so offensichtlich undurchdacht war, dass man ihn nach erfolgter Entschuldigung auch verzeihen können sollte. Wenn nun ausgerechnet die FDP-Bundesjustizministerin gegen Delius keift, dann sagt das wenig über Delius, aber viel über die Hilflosigkeit der Liberalen gegenüber der existenzbedrohenden Konkurrenz aus.

Sollte der Berliner Pirat jetzt aufgrund des Patzers tatsächlich seine bundespolitischen Ambitionen auf Eis legen, dann versagt er leider auf einem Feld, auf dem seine internetaffine Partei doch eigentlich Kompetenz zeigen müsste: einen Shitstorm auszuhalten und zu wissen, dass er übermorgen vergessen ist. Wie so oft im Leben hilft es, sich auf Monthy Pythons “Life of Brian” zu besinnen. Ja, Martin Delius hat Jehova gesagt. Muss er deshalb gesteinigt werden?

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