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Meinung: Demo am 9. November: Zahlen als Appelle

Nur keine Angst vor der Straße, diesmal nicht. Aber die Veranstalter und die Polizei lassen sie jeder auf seine Weise erkennen.

Nur keine Angst vor der Straße, diesmal nicht. Aber die Veranstalter und die Polizei lassen sie jeder auf seine Weise erkennen. Die einen untertreiben die Zahl der erwarteten Teilnehmer an der Großdemonstration gegen Rechtsextremismus, Rassismus und rechte Gewalt: 30 000. Die Zahl ist so gering, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit übertroffen werden kann - was es erleichtern würde, die Kundgebung zum Erfolg zu erklären. Die anderen, die Polizisten, gehen weit darüber hinaus: 100 000. Die Zahl ist so hoch, damit es sich manche vielleicht doch noch überlegen und die ganze Sache nicht ausufert - was es erleichtern würde, die Kundgebung im Griff zu behalten. Das ist auf beiden Seiten Taktik, verständlicherweise. Aber der Erfolg der Demonstration hängt nicht von Zahlen allein ab. Dass sie überhaupt zu stande kommt, ist schon einer. In Zeiten, in denen gesellschaftlich mehr von Vereinzelung als von Gemeinsamkeit oder gar Gemeinsinn die Rede ist, kann ein solcher solidarischer Akt ein völlig neues Momentum erzeugen. Wir stehen zusammen, deshalb gehen wir zusammen und üben so den aufrechten Gang. Und wer das nicht versteht, der wird nicht etwa ausgegrenzt - der grenzt sich selber aus. Die 30 000, 50 000, 100 000, die in diesem Sinne demonstrieren, sind nur der Anfang. Hoffentlich.

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