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Meinung: Der Fall Schmökel: Ein Mord mit politischen Folgen

Sechs Mal konnte der Sexualverbrecher Frank Schmökel fliehen. In immer neuen Gutachten wurde ihm mal dieses, mal jenes bescheinigt: therapierbar, unheilbar - einig wurden sich die Spezialisten nicht.

Sechs Mal konnte der Sexualverbrecher Frank Schmökel fliehen. In immer neuen Gutachten wurde ihm mal dieses, mal jenes bescheinigt: therapierbar, unheilbar - einig wurden sich die Spezialisten nicht. Jetzt, bei seiner sechsten Flucht, rief Schmökel seinen Psychiater an und legte ein Geständnis ab. Aus dem Sexualverbrecher war ein Mörder geworden: Schmökel hatte einem Mann mit dem Spaten den Schädel eingeschlagen. Es braucht keine Gutachter mehr, um diesen Mann zu beschreiben. Ein Polizist fand die richtigen Worte: lebende Zeitbombe. Schmökel konnte jederzeit hochgehen. In einem Brief drohte Schmökel an, seine Mutter zu töten. Er durfte dennoch zu ihr, stach sie und einen Pfleger nieder, rannte davon. Die Gesellschaft muss mit einem Restrisiko leben, wenn sie nicht selbst töten will. Aber sie muss nicht hinnehmen, dass ein Mann wie Schmökel immer wieder Angst und Schrecken verbreitet, vergewaltigt, verletzt, mordet. Es ist dabei auch unerheblich, ob einer krank ist oder gesund. Das Opfer hat von der Erklärung eines Gutachters nichts. Im Fall Schmökel haben Menschen unglaubliche Fehler gemacht. Leider waren sie absehbar, leider haben andere zugesehen. Das ist nicht neu, und das ist auch nicht nur ein Problem in Brandenburg. Aber hier ganz besonders. Die Leichtigkeit, mit der Verbrecher verschwinden, ist eine Frage der grundsätzlichen Ordnung und deshalb der politischen Verantwortung. Ein Staatssekretär, der sich vor den Minister stellt, mag edle Motive haben. Aber der Fall Schmökel ist zu erschütternd, als dass ein Politiker aus der zweiten Reihe reicht, das Beben abzufedern.

lom

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