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Meinung: Der Gegner als Feind

Manchmal kommt es nicht nur darauf an, was man sagt, sondern auch wie. Diesmal jedenfalls hat sich der Chef der IG Bau, Klaus Wiesehügel, gewaltig im Ton vergriffen.

Manchmal kommt es nicht nur darauf an, was man sagt, sondern auch wie. Diesmal jedenfalls hat sich der Chef der IG Bau, Klaus Wiesehügel, gewaltig im Ton vergriffen. Unternehmer, die Tarife nicht einhielten, seien „Feinde – und Feinde muss man bekämpfen bis hin zur Vernichtung“. Das ist starker Tobak. Schließlich erinnert das Vokabular allzu deutlich an Zeiten, in denen es tatsächlich um Vernichtung ging – und in denen im Übrigen nicht zuletzt Gewerkschafter zu den Verfolgten zählten. Man stelle sich nur vor, die Arbeitgeber hätten gegenüber ihren Beschäftigten von „Vernichtung“ gesprochen. Dabei ist Wiesehügels Ansinnen durchaus berechtigt: Kaum einer Branche geht es so schlecht wie dem Bau, und in kaum einer Branche geht das so zu Lasten der Arbeitnehmer wie hier. Die Konkurrenz durch IchAGs und osteuropäische Billigarbeiter ist groß, außerdem haben die Unternehmen während des Wiedervereinigungsbooms enorme Überkapazitäten aufgebaut. Und die müssen nun, oft mit bitteren Einschnitten, wieder zurückgefahren werden. Dass es dabei zu Konflikten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern kommt, ist verständlich. Aber es ist fraglich, ob Wiesehügel mit seinem Ausspruch der Sache der Beschäftigten gedient hat. Denn wenn er etwas erreichen möchte, braucht er ein Gegenüber, das zuhört. Doch dafür muss er sich erst einen anderen Ton angewöhnen. awm

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