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Meinung: Der General in uns

FLUGHAFEN VON BAGDAD IN AMERIKANISCHER HAND

Die Livebilder vom IrakKrieg dringen über das Fersehen direkt in unser Bewusstsein. Eine prekäre Nähe: Wir wissen nicht genug, um sicher zu sein, was passiert. Und doch zu viel, um uns gegen die ständigen Stimmungsschwankungen wehren zu können. Am Anfang schien es schnell voranzugehen. Dann kamen die Sandstürme und Attacken auf die Nachschublinien der Alliierten. Manche orakelten von Monaten, die der Krieg sich hinziehen werde – Strauch für Strauch, Haus für Haus. Im Bemühen, sich einen Reim auf die Geschehnisse zu machen, werden wir globalen Zuschauer unweigerlich zu Militärstrategen. Bagdad ist umzingelt, der internationale Flughafen genommen. Und schon heißt es wieder, das Regime werde eher in Tagen als in Wochen stürzen. Das wäre zu begrüßen, weil es das Leben vieler Menschen retten könnte. Aber sicher ist die baldige Kapitulation keineswegs. Generalstabschef Richard Myers hat jetzt angekündigt, man werde Bagdad möglicherweise nicht sofort einnehmen. Wenn der Rest des Irak erst befriedet ist, könnte das die Soldaten in Bagdad von der Aussichtslosigkeit ihres Kampfes überzeugen. Vielleicht wollen die Alliierten aber bloß Zeit gewinnen, um eine Panikreaktion der Iraker – etwa mit Chemiewaffen – zu vermeiden. Es ist wahr: Die Lage der Alliierten ist besser als noch vor einer Woche. Der Krieg jedoch ist noch nicht gewonnen – vom Frieden ganz zu schweigen. clw

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