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Meinung: Der Pharao von Ägypten

Zurzeit kursiert ein alter Witz in den Straßen von Kairo. Einer der Berater von Hosni Mubarak kommt in dessen Büro und fragt den Präsidenten: „Wäre es nicht an der Zeit, eine Abschiedsrede an die Ägypter zu schreiben?

Zurzeit kursiert ein alter Witz in den Straßen von Kairo. Einer der Berater von Hosni Mubarak kommt in dessen Büro und fragt den Präsidenten: „Wäre es nicht an der Zeit, eine Abschiedsrede an die Ägypter zu schreiben?“ Mubarak schaut erstaunt auf und fragt: „Wohin gehen die denn?“ Mubarak jedenfalls geht nirgendwohin. Gerade hat er verkündet, dass er zum fünften Mal zur Präsidentenwahl antritt. Nach 24 Jahren im Amt wird der 77Jährige auch diesmal wieder gewinnen. Selbst wenn nun zum ersten Mal auch andere Kandidaten zugelassen werden, ist keiner der Oppositionspolitiker bekannt genug, um Mubarak ernsthaft zu gefährden. „Genug“, schreien die Mubarak-kritischen Demonstranten seit Monaten in den Straßen von Kairo. Aber der anfänglichen Euphorie der „Kifaja“-Bewegung über die neuen Freiheiten ist der Ernüchterung gewichen. Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, dass eine Erneuerung des ägyptischen Systems nur langsam geschehen kann. Und wenn Mubarak schon nicht abtritt, dann wollen die Kritiker, dass er zumindest die Reformen ermöglicht, die er nun selbst angekündigt hat. Der erste wirkliche Test ist denn auch weniger die Präsidentschaftswahl am 7. September, sondern die Parlamentswahl im November. Dann wird sich entscheiden, welchen Weg das Land nimmt: hin zu einem pluralistischeren System und einem breiteren Spektrum von Meinungen im Parlament und in den Medien. Oder ob der Alte alles beim Alten lässt und Ägyptens Zukunft weiter verbarrikadiert. clw

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