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Meinung: Der Täter als Opfer – der Geduld

Was macht so viele ausländische Jugendliche zu Serientätern?

Von Gerhard Mauz

RECHTSWEGE

Berlins Innensenator Körting gibt den Eltern ausländischer Jugendlicher, die straffällig werden, eine Mitschuld an den kriminellen Karrieren. Sie täten zu wenig für die Integration ihrer Kinder. Nach der Kriminalitätsstatistik sind solche Jugendliche überdurchschnittlich beteiligt an Gewalt und Bandendelikten wie Körperverletzung, Raub und Vergewaltigung.

Der Journalist ist bemüht, solche Debatten zu entspannen. Er analysiert, was zur jeweiligen Situation geführt hat. Und wie sie sich vielleicht vermeiden ließe. Da hat er es jedoch schwer mit dem, was man Ausländerkriminalität nennt. Wie es zu ihr kommt, ist leicht zu beschreiben. Was aber gegen sie unternommen werden kann – ja, was!?

Als erstes im Weg ist da die Behauptung, man wolle diskriminieren, wenn man über sie spricht. An Versuchen, herauszufinden, was sie begünstigt und was sich dagegen tun lässt, hat es nicht gefehlt. Aber der Ansatz zum Beispiel, dem Abenteurerbedürfnis auffälliger Jugendlicher, das fraglos zu ihren Ursachen gehört, etwas zu bieten, indem man ihnen Reisen ermöglicht, ist kläglich gescheitert. Die Bewährungshilfe, die eingreifen soll, sobald es Anzeichen dafür gibt, dass die Entwicklung eines Gefährdeten ihn in Konflikt mit dem Strafrecht zu bringen droht, ist überfordert. Und unterbesetzt. Das Urteil der Statistik ist verheerend. Wenn ausländische Familien begonnen haben, ihre Kinder in Schulen mit einen möglichst niedrigen Ausländeranteil anzumelden, dann zeigt das immerhin, dass diese Familien das Problem erkannt haben und zu reagieren versuchen.

Was aber tun im Einzelfall? Da hat ein Heranwachsender die Höchststrafe erhalten. Ist das zu hart, zu ausweglos, weil es ihm keine Chance lässt? Oder ist es umgekehrt: Bei uneinsichtigen Wiederholungstätern muss man Wege finden, die Bewährung im Schnellverfahren aufzuheben? Was im geltenden Jugendstrafrecht langwierig ist. Gerd Nowakowski, ein erfahrener Kollege, mahnte an dieser Stelle: „Wer immer wieder Bewährungsstrafen erhält, muss zwangsläufig glauben, dass der Rechtsstaat zahnlos ist." Es gibt keinen Grund, ihm zu widersprechen: „Ein verlässlicher Staat hilft allen: den Ausländern mit klaren Integrationsregeln, den Deutschen mit einem Rechtssystem, bei dem ausländische Gewalttäter als Kriminelle behandelt werden.“ Auch wenn es hart klingt: Sie sind nicht nur Opfer. Oder allenfalls Opfer zu langer Geduld mit ihnen.

Gerhard Mauz ist Autor des „Spiegel“. Foto: Dirk Reinartz

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