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Meinung: Der Welt ist die Praxisgebühr schnuppe

POLITISCHER „KULTURKAMPF“ IN DEUTSCHLAND?

Es gibt große Politik. Und kleine. Die große heißt: Reform. Die kleine: höhere Zuzahlung bei Arzneimitteln. Wie die große und die kleine Politik zusammenhängen und wie sie sich miteinander vertragen, darüber wird heftig gestritten. So gibt es jene, die meinen, die Deutschen wollten keine Reformen. Und es gibt andere, die sagen: Ach was, die Deutschen wollen einfach keine zehn Euro zahlen, wenn sie zum Arzt gehen. Nun werden allerlei Versuche gestartet, auch noch die kleinste Politik sehr, sehr groß erscheinen zu lassen. Gerhard Schröder und Franz Müntefering sprechen gar von drei Philosophien, die gegenwärtig aufeinander prallten. Da gebe es die Besitzstandswahrer, die die alte Bundesrepublik West in ihrer optimierten Kuscheligkeit erhalten wollten, und dem stehe die böse Opposition gegenüber, die radikal sei und spalten wolle und alles Soziale am liebsten schlachten. Logisch, dass Kanzler und Neuchef der SPD sich selbst als den goldenen Mittelweg betrachten, dies aber als ideologische Grundlinie überhöhen. Apropos Überhöhung: „Kulturkampf“ ist ein Begriff, der nach „Krieg der Zivilisationen“ klingt, nach irgendetwas ganz, ganz Großem. In Wahrheit ist es anders: Es geht um das Feintarieren machbarer Reformen in Zeiten grundlegenden Wandels, auf den Deutschland herzlich wenig Einfluss hat, da es der Welt und der Globalisierung ziemlich schnuppe ist, ob wir Praxisgebühr zahlen. Guido Westerwelle hat nun die Begriffe „andere Republik“ und „Kulturkampf“ dankbar aufgenommen. Logisch, eine solche Überhöhung dient jedem. Sie stiftet Sinn, sie schafft Profil. Sie klärt Fronten. Und sie weist darauf hin, dass es vielleicht wirklich um mehr geht als um zehn Euro Praxisgebühr.rvr

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