zum Hauptinhalt

Meinung: „Der Westen soll an seinen…

… eigenen Problemen arbeiten.“ A oder o?

… eigenen Problemen arbeiten.“

A oder o? Die deutschen Medien schreiben den weißrussischen Staatschef am Ende mit o. Expertenaura verströmt, wer den Vornamen Alexandr – ohne e zwischen d und rollendem r – ausspricht und das o am Ende des Nachnamens als dumpfes a verklingen lässt. Das entspricht dem Lautwert im Russischen. Die a-Befürworter haben auch die weißrussische Version für sich: Alyaksandr Grigorjewitsch Lukaschenka.

Europas letzter Diktator kann der Welt schon lange kein x für ein u mehr vormachen, seine dreiste Wahlmanipulation, das brutale Vorgehen gegen die Opposition und ihr Ausschluss von den Massenmedien als geordnetes demokratisches Verfahren verkaufen. Das Referendum, mit dem er sich gestern gegen die Verfassung eine dritte Amtszeit genehmigte, und die Parlamentswahl, deren Ergebnis schon vorher feststand, werden EU und OSZE als ungültig, weil gefälscht ablehnen. So wie all die Urnengänge der letzten Jahre.

Der 50-jährige Staatschef wirkt wie das Relikt einer vergangenen Epoche. Aus dem Wehrdienst entließ ihn die Rote Armee vorzeitig, angeblich wegen Wahnvorstellungen. Dennoch wurde er Polit-Instrukteur der Grenztruppen des KGB und Politkommissar der Armee. In den 80er Jahren war er Vizedirektor eines Baukombinats und Leiter einer Sowchose, was ihn auch in den Obersten Sowjet Weißrusslands brachte. 1991 will er dort als Einziger gegen die Auflösung der Sowjetunion gestimmt haben. Er stellte sich gegen die Reformer, die die Unabhängigkeit Weißrusslands von Moskau betonten und die Annäherung an den Westen suchten. 1994, als Russland wieder Kurs auf ein autoritäres Regime nahm, kam auch die Stunde der alten Apparatschiks in Minsk. Präsident Schuschkewitsch, Galionsfigur des Aufbruchs, wurde des Amts enthoben. Lukaschenko gewann wenig später die Präsidentenwahl, nachdem ein offenbar fingierter Anschlag auf sein Auto ihn zum heldenhaften Opfer stilisiert hatte.

Seither werden Kritiker eingesperrt oder ermordet, westlichen Botschaften die – exterritorialen – Grundstücke genommen und Scheinwahlen abgehalten, bei denen EU-Beobachter tausend Verstöße gegen das Wahlrecht notieren. Lukaschenko hat Saddam noch 2003 Waffen geliefert. Wie aber wird Europa ihn, der auch Putin lästig ist, los? Wohl nur durch eine Absprache, die Weißrussland in Moskaus Einflussbereich belässt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false