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Meinung: Die amerikanische Krankheit

VODAFONE SCHÖNT SEINE BILANZ

Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone hat seine Bilanz mit Umsätzen aufgebläht, die er – streng genommen – gar nicht selbst gemacht hat. An der Börse schrillen die Alarmglocken: Droht Europa jetzt der erste große Fall von Bilanzbetrug? Nach den US-Telefonkonzernen Worldcom, Global Crossing und Qwest wäre Vodafone ein weiterer Trickser in einer Branche, die anfällig scheint für Mauscheleien. Doch der Fall eignet sich noch nicht zur großen Aufregung. Denn gemessen am Betrug der US-Konkurrenz gleicht die Vodafone-Rechnung einem Zahlenspiel. Betroffen ist nur ein winziger Teil des Gesamtumsatzes. Vodafone hat dabei offenbar eigene Umsätze verbucht – obwohl sie später an Dritte weiter gereicht wurden –, wenn der Mobilfunker auch tatsächlich das Risiko für Zahlungsausfälle trug. Seltsam ist das, aber das Problem liegt woanders. Vodafone nutzt die umstrittenen Freiheiten, die das amerikanische Bilanzrecht lässt. Diese Regeln scheinen nach Meinung einer Vielzahl von Experten Betrügern Tür und Tor zu öffnen. So können Gewinne schon dann in die Rechnung aufgenommen werden, wenn noch ein erhebliches Risiko besteht, dass sie überhaupt anfallen. Einnahmen landen auf dem Konto, auch wenn sie später anderen zustehen. Weil Vodafone diese Spielräume besonders großzügig ausgelegt hat, macht sich der Konzern verdächtig. Betrug ist das noch nicht. Aber Anlass genug, um an die amerikanische Krankheit in europäischen Bilanzen zu erinnern. mot

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