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Meinung: Die Antwort des Poeten

Über die Reihenfolge lässt sich streiten. Aber folgende vier deutschsprachige Literaten gehören zweifellos zu den wichtigsten: Günter Grass, Martin Walser, Botho Strauß und Peter Handke.

Über die Reihenfolge lässt sich streiten. Aber folgende vier deutschsprachige Literaten gehören zweifellos zu den wichtigsten: Günter Grass, Martin Walser, Botho Strauß und Peter Handke. Sie alle eint, dass sie mehr sein wollen als Poeten, nämlich auch engagierte, streitlustige, kritische Bürger, die sich einmischen in die Politik. Das Ergebnis allerdings befriedigt selten. Handke etwa hält immer noch fest zu Slobodan Milosevic. Strauß („Anschwellender Bocksgesang“) ekelt sich am meisten vor Talkshows, die ein Teil des „umfassendsten Totalitarismus der Geschichte“ seien. Walser (Auschwitz als „Moralkeule“) tappst mit Vorliebe plump durch das Erbe der deutschen Geschichte. Und schließlich Grass. Schon dessen Einwände gegen die deutsche Einheit wurden von der Wirklichkeit beharrlich ignoriert. Ähnlich wird es wohl auch den jüngsten Analysen des Literaturnobelpreisträgers zum Karikaturenstreit gehen. Der Westen hat angefangen, meint Grass: Die Provokationen einer „rechten dänischen Zeitung“ seien im „Stürmer“-Stil gezeichnet. Die Proteste der Muslime, bis hin zu den Mordaufrufen, seien lediglich die „fundamentalistische Antwort auf eine fundamentalistische Tat“. Soso. Ein Kind streckt einem anderen Kind die Zunge heraus und wird von diesem daraufhin blutig geprügelt. Für Grass wäre auch das wohl die „fundamentalistische Antwort auf eine fundamentalistische Tat“. Seltsame Moral. mal

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