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Meinung: „Die atomaren Anlagen …

… werden nur für friedliche, zivile Zwecke genutzt.“ Angespannt verfolgt die Welt den Poker um Irans Atomprogramm.

… werden nur für friedliche, zivile Zwecke genutzt.“

Angespannt verfolgt die Welt den Poker um Irans Atomprogramm. Das zeigten gestern die besorgten Reaktionen, als Eilmeldungen in den Besuch des iranischen Außenministers in Berlin platzten: Der vermeintliche Luftangriff in der Umgebung des Atomkraftwerks Buschehr stellte sich bald als simpler Unfall heraus.

Der 60-jährige Kamal Charrasi versuchte die Welt auch bei der Eröffnung der iranischen Botschaft in Berlin davon zu überzeugen, dass sein Land die Atomenergie nur friedlich und zivil nutze und keineswegs die Bombe anstrebe. Doch wer glaubt ihm das noch, nachdem die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) die Iraner mehrfach beim Lügen erwischt hat?

Joschka Fischer bekräftigte gegenüber Charrasi, was schon Kanzler Schröder als unausweichliches Ziel der EU-Verhandlungen mit Teheran ausgegeben hatte: „Objektive und überprüfbare Garantien“, dass Iran die Urananreicherung und jedes militärische Atomprogramm unwiderruflich aufgibt. Und wenn nicht? Dann landet das Problem über kurz oder lang im UN-Sicherheitsrat, was Iran vermeiden möchte. Der einflussreiche US-Senator John McCain, ein Republikaner wie Präsident Bush, sagt nun, die Bundesregierung habe Amerika bereits ein Versprechen gegeben – im Gegenzug dafür, dass die USA den Europäern noch Zeit für Verhandlungen lassen: Bei einem Misserfolg der Gespräche werde Deutschland im Sicherheitsrat gemeinsam mit Amerika für Sanktionen stimmen. Die könnten im Fall Iran, anders als bei Nordkorea, greifen, weil der Ölstaat in die internationale Wirtschaft eingebunden ist, die Bevölkerung sich nach politischem Wandel sehnt und „nicht bereit ist, Gras oder Baumrinde zu essen“, wie sich ein US-Regierungsmitglied kürzlich ausdrückte.

Charrasi weiß, was in den Vereinten Nationen auf ihn zukäme. 1989 bis 1997 war er dort Botschafter. In den 70er Jahren hatte er in Texas Pädagogik studiert und in Schulpsychologie promoviert. Dem Mullahregime dient er seit Jahren treu, gilt aber nicht als Klerikaler, eher als Pragmatiker, wenn auch nicht als Liberaler. Als der gemäßigte Mohammed Chatami 1997 Präsident wurde, machte er Charrasi zum Außenminister. Der führte Iran allmählich aus der Isolierung, die Europa nach dem „Mykonos“-Mord in Berlin an iranischen Oppositionellen verhängt hatte. Von der Todesdrohung gegen Salman Rushdie hat er sich distanziert. 2000 besuchten Präsident und Minister Berlin.

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