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Die Ruinen des Protests rauchen noch, die Staatshilfen sind kaum zurückgezahlt, da steigen schon wieder die Boni: Reste des Occupy-Camps vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main.

© AFP

Die Banken und der Euro: Aus der Lehman-Pleite nichts gelernt

Griechenland ist für den Euro keine so große Gefahr mehr wie noch vor einem Jahr. Bei den Banken allerdings sieht das anders aus. Der Fall JP Morgan Chase spricht da Bände.

Wenn man erpresst werden kann, wird es meistens teuer. „Too big to fail“ – das war und ist die Erpresserbotschaft von klammen Banken und überschuldeten Staaten. Zu wichtig, um fallen gelassen zu werden: Wer wünschte sich nicht, diese Trumpfkarte zum Beispiel bei Verhandlungen mit dem Chef zu ziehen?

Doch bei den meisten Normalsterblichen funktioniert das so nicht. Zu blöd. Bei Banken aber zieht die Losung noch, und das ist angesichts des fortgesetzten Fehlverhaltens mancher Institute besonders ärgerlich – aktuell im Fall JP Morgan Chase, wo binnen sechs Wochen zwei Milliarden Dollar verzockt wurden. An der Spitze steht übrigens Jamie Dimon, derzeit etwas kleinlaut, aber noch immer der Mann, der gerade ein Jahressalär von 23 Millionen Dollar eingestrichen hat, den Titel „Vorstandschef des Jahres“ trägt und für das „Fortune“-Magazin „Der härteste Typ der Wall Street“ ist. Wann wird es wohl endlich so sein, dass „erfolgsabhängig“ bei der Bezahlung von Top-Managern nicht nur mehr, sondern auch weniger Geld heißen kann? Am liebsten würde man die Regenmacher jetzt endlich einmal so richtig im Regen stehen lassen.

Es passt in dieses Bild, dass Commerzbank-Chef Martin Blessing in diesem Jahr offenbar ein Festgehalt von 1,3 Millionen Euro bekommen wird – die gesetzliche Grenze von 500 000 Euro gelte nicht mehr, wenn im Sommer die Staatshilfen zurückgezahlt werden, lautet die Begründung. Aber wie wäre es, erst einmal an die zu denken, denen die Commerzbank so viel zugemutet hat: an die Mitarbeiter und die Aktionäre. Etwa anderthalb Euro ist die Aktie derzeit wert, vor einem Jahr war es rund dreimal so viel, vor der Finanzkrise sogar das 20-fache. Jetzt soll die gigantische Kapitalvernichtungsmaschine also wieder Millionengehälter zahlen dürfen – warum eigentlich?
Was passiert, wenn Griechenland Pleite geht?

Immerhin, bei den Staaten hat das Erpressungspotenzial spürbar abgenommen. Im Fall Griechenlands haben die Investoren die Staatsanleihen des Landes weitgehend abgeschieden oder verkauft, die Risiken einer Pleite Griechenlands sind besser überschaubar. Damit liegt die Möglichkeit eines Euro-Austritts erstmals ernsthaft auf dem Tisch. Und: Wenn es mit der Rettung Griechenlands nichts werden sollte, dann liegt es jedenfalls nicht an der Europäischen Union, nicht am Internationalen Währungsfonds und nicht an der deutschen Regierung, sondern allein an Griechenland selbst. Eine Pleite des Landes würde teuer, aber vor allem für die Griechen.

Und auch die Lage in Spanien scheint beherrschbar. Es gibt keine neuen negativen Überraschungen, die Banken des Landes sind in genauso schlechter Verfassung wie gedacht. Die Regierung ergreift Zwangsmaßnahmen, zur Not hilft der europäische Rettungsschirm: Der Umgang mit solchen Krisenmomenten wird fast zur Routine. Bestürzend bleibt, wie wenig sich in den vergangenen drei Jahren in der Welt des Geldes geändert hat. All die klugen Einsichten, die man nach der Lehman-Pleite hatte, haben zu wenig bis nichts geführt.

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