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Gruppenbild mit Retter? Außenminister Guido Westerwelle traf bei seiner Mali-Reise Vertreter der Interimsregierung. Deutschland will sich an einem Militäreinsatz in dem Land beteiligen.

© AFP

Die Bundeswehr in Mali: Sprechen Sie Bambara?

Die Bundesregierung geht einen möglichen Militäreinsatz in Mali ebenso plan- und sprachlos an wie den Afghanistan-Einsatz. Der Bundeswehr droht der nächste Arbeitsunfall.

Von Michael Schmidt

Wird Deutschlands Sicherheit demnächst auch an den Ausläufern des Ahaggar-Massivs in Mali verteidigt? Das könnte meinen, wer die politisch Verantwortlichen in Berlin so reden hört. Nun ist es im Grundsatz durchaus richtig, Regierungen, die bereit sind, sich im Sinne politischer Stabilität zu engagieren, zu unterstützen. Und gewiss hat Deutschland, haben Europa und die Welt ein Interesse daran, den Norden Afrikas nicht islamistischen Terroristen zu überlassen, als Rückzugsraum, in dem die Scharia gilt und Dschihadisten für den Kampf in westlichen Metropolen ausgebildet werden.

Aber die Einlassung der Kanzlerin, Deutschland sei bereit, sich auch militärisch in dem afrikanischen Krisenland zu engagieren, kann bestenfalls als voreilig gelten – erklärbar wohl einzig durch den Wunsch, nach der Enthaltung bei der Abstimmung im Sicherheitsrat über die Flugverbotszone in Libyen durch ein weiteres Ausscheren nicht weiter an Reputation zu verlieren. Von Kenntnis der Region jedenfalls zeugt sie nicht und auch nicht von einer realistischen Einschätzung der Möglichkeiten. Durch ein paar Hundert Ausbilder wird man den katastrophalen Gang der Dinge kaum verändern. Die Rede ist schließlich von einem Landstrich so groß wie Frankreich, der nicht mehr unter der Kontrolle der Regierung ist; die Rede ist von einer Armee, die stolz sein mag, aber allenfalls aus noch etwa 6000 bis 7000 Soldaten besteht; und die Rede ist von einer Region, in der nicht hauptsächlich Französisch gesprochen wird, was für deutsche Ausbilder womöglich schon schwierig genug wäre, sondern Bambara. Nie gehört? Eben!

Die Bundesregierung erweist sich erneut als völlig plan- und sprachlos. Niemand erklärt, was das Ziel ist und wann die Mission als erfüllt gelten darf, wann sie startet, welchen Umfang sie hat und wer die Truppensteller sind. Vor allem weiß keiner zu sagen, wie man verhindern will, dass deutsche Soldaten wieder in einen Konflikt hineingezogen werden wie der Ärmel in eine Maschine bei einem Arbeitsunfall – immer tiefer und tiefer. Nach der Erfahrung am Hindukusch hätte man denken sollen, dass solch abenteuerliche Politik keine Zukunft mehr hat. Da hat man sich verdacht.

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