zum Hauptinhalt
Wikileaks-Mitarbeiterin Sarah Harrison: Whistleblowern eine Stimme geben

© Wikileaks.org

Die digitale Dissidentin: Snowden-Vertraute Sarah Harrison zieht nach Berlin

Sie ist die rechte Hand von Julian Assange und hielt ihre schützende Hand über Edward Snowden. Nun sucht die britische Journalistin Sarah Harrison Zuflucht in Berlin. Sie kommt mit einer Mission.

Sie nennt sich selbst Journalistin. Als solche habe sie die vergangenen vier Monate an der Seite des Whistleblowers Edward Snowden in Moskau verbracht, schreibt Sarah Harrison auf der Enthüllungsplattform Wikileaks. Nun ist Harrison nach Berlin gekommen – und wird wohl auf unbestimmte Zeit hier bleiben. Journalistin aber ist sie längst nicht mehr.

Seit 2010 arbeitet Harrison als Rechercheurin für Wikileaks, hat damals die Afghanistan-Protokolle mitverantwortet und im vergangenen Jahr die Syrien-Akten vorgestellt – Dokumente, die beweisen, wie eng westliche Unternehmen das Regime mit Technologie unterstützen. Seit dieser Zeit ist Harrison enge Vertraute und gute Freundin von Julian Assange. Er selbst sitzt in der ecuadorianischen Botschaft in London fest, dafür nimmt sie mehr und mehr den Posten als ausführende Gewalt bei Wikileaks ein.

Auf Geheiß Assanges reiste Harrison im Sommer nach Hongkong, um dem geflohenen NSA-Enthüller Snowden zu Hilfe zu eilen. Die 31-Jährige organisierte Asylgesuche, verhandelte einen Flug nach Ecuador und wurde schließlich zu Snowdens guter Freundin, als beide im Moskauer Flughafen Scheremetjewo strandeten. Ohne Harrisons Hilfe wäre Edward Snowden heute womöglich in den Händen des US-Geheimdienstes.

Von der Journalistin hat sich Harrison zur Aktivistin in Sachen Datenschutz gewandelt

Nun, schreibt sie auf Wikileaks, stehe Snowden in Moskau weitestgehend auf eigenen Beinen. Und sie sei weitergereist, denn es gebe „noch jede Menge Arbeit“. Sie schreibt das als Motto: Snowden wie auch Assange kämpften gegen die „unerklärliche Machtfülle und Geheimniskrämerei von Regierungen“. War Harrison selbst bisher das Bindeglied zwischen den beiden Netzrebellen, so tritt sie nun selbst an die Front der Digitaldissidenten. Als Journalistin müsse sie Wahrheiten aussprechen und jeden verteidigen, der für Wahrheiten kämpft, schreibt sie.

Dabei ist sie längst keine unparteiische Beobachterin mehr, sondern setzt sich für ihre Ideale ein und kämpft für sie. Den Begriff Informantenschutz hat sie daher wörtlich genommen. Über Snowden, obgleich keine seiner Enthüllungen über Wikileaks lief, wachte Harrison wie ein Schutzengel. „Mut ist ansteckend“, mit diesem schlichten Satz definiert sie ihre Motivation.

Wäre Harrison in ihre Heimat Großbritannien gereist, befürchtet sie, würde man sie wegen Beihilfe zum Terrorismus verhaften. Daher also Deutschland. Was sie hier erwirken will? Noch hat sie nichts „geleakt“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false