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Meinung: Die Flut versaufen

Und es ist Sommer. Zeit für Urlaub, Sonne, das eine oder andere feuchtfröhliche Gartenfest und die Gelegenheit, den lieben Gott endlich mal wieder einen guten Mann sein zu lassen.

Und es ist Sommer. Zeit für Urlaub, Sonne, das eine oder andere feuchtfröhliche Gartenfest und die Gelegenheit, den lieben Gott endlich mal wieder einen guten Mann sein zu lassen. Und dann das: Hochwasser, Katastrophenalarm, Tote. Zeit für Betroffenheit, Mitgefühl und Ernsthaftigkeit. Dem einen oder anderen Nichtbetroffenen kann die Dramatik und der Pathos nach einer Weile schon den Urlaub vermiesen. Jetzt allerdings dürfen sich auch die Strandburgenbauer auf Juist oder Sylt guten Gewissens ihren Urlaubsfreuden hingeben. Besonders die Grillpartys sind gerettet, seit die Brauerei Hasseröder generös einen Euro pro Kasten verkauften Premium Pilses an die Opfer der Flutkatastrophe spenden will. Saufen für den guten Zweck! Das lässt sich das belastete Gewissen nicht zwei Mal sagen. Dann trinken wir eben nur noch Hasseröder-Bier – viel, hilft doch viel. Der richtige Griff ins Verkaufsregal schützt heute vor Schuldgefühlen: nur ja nicht die falsche Sorte mitnehmen. Ganz uneigennützig erscheint die Spendenaktion der Bierbrauer nicht, aber damit kann man wohl leben. Oder doch nicht? Verstohlen wandert der Blick im Supermarkt auf die Kästen mit Radeberger Pilsner. Und auf die Werbeplakate mit Semperoper und Dresdner Zwinger. nan

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