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Meinung: Die fünf größten Zocker der Welt

Die ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat denken im Irak-Konflikt nur an eins: an sich

Es ist eine feine Gesellschaft, die sich zur Pokerrunde versammelt hat. Es geht um die letzten Details einer neuen Irak-Resolution. Bis in die Nacht wird gezockt. Die Runde besteht aus fünf Spielern, die im Alltag auf die Jagd gehen. Diese Fünf sind die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Ihre Veto-Macht ist ein Relikt aus alten Tagen: Die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland waren nach Kriegsende die vier Siegermächte, China als Weltmacht nahmen sie mit ins Boot. Bis heute sind diese fünf Staaten, die – nebenbei – als erste über Atomwaffen verfügten, die wichtigsten Akteuren der Weltgemeinschaft.

Auf ihr Wort hin darf etwas geschehen. Ohne ihr Wort bleibt alles beim Alten. Es lohnt, sich diese Bande etwas genauer anzusehen. Amerika drängt auf eine neue, scharfe Resolution, betont aber bei jeder Gelegenheit, am liebsten alleine zuschlagen zu wollen. Großbritannien will dabei, wie immer, nicht fehlen. Schon als London seine Soldaten dereinst zu den Falkland-Inseln schickte, war dem Land der Sicherheitsrat ziemlich schnuppe. Frankreich geriert sich zwar mit Vorliebe als Anwalt des Völkerrechts, aber als Jacques Chirac vor kurzem ein paar tausend Soldaten in der Elfenbeinküste intervenieren ließ, hat er das ebenfalls ohne die Uno getan. Überdies hat der französische Öl-Multi „TotalFinaElf" Exklusivrechte auf einige Ölvorkommen im Irak. Die will der Konzern, nach einem Regierungswechsel in Bagdad, natürlich behalten.

Auch Russland lässt gerne die Moral raushängen, ungeachtet seines Vorgehens in Tschetschenien. Weil Putin zudem von Iraks Diktator Hussein noch acht Milliarden Dollar Schulden zurückverlangt, will der Russe jetzt die Garantie, dass für ihn nach einem Feldzug eine Beute abfällt.

China ist die ganze Sache eigentlich egal. Hauptsache, das Tibet-Problem und die leidigen Menschenrechtsfragen bleiben unterm Teppich. An diesem Wochenende besucht der oberste Chinese den obersten Amerikaner auf dessen Ranch in Texas. Und in der kommenden Woche werden die fünf Großen, die so herrlich zocken können, einen Deal beschließen, von dem alle profitieren. Offiziell wird das Ergebnis heißen: Die Weltgemeinschaft hat sich im Irak-Konflikt auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt.

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