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Die Grünen: Joschka Fischer: Kandidat aus der Muppet-Show

Es läuft bereits ein lustiges Ratespiel über den grünen Kanzlerkandidaten 2013. Immer wieder fällt der Name Joschka Fischer - dabei treten die Grünen ihren Höhenflug bei Wahlen und in Umfragen ganz ohne seine Hilfe an.

Von Hans Monath

Wenn es in den Medien um die Grünen geht, gilt bis heute eine ganz simple Regel: Über Joschka Fischer zu schreiben oder zu reden macht immer viel mehr Spaß als über Positionen der Ökopartei zur Wärmedämmung von Altbauten oder zur Bürgerbeteiligung beim Trassenbau. Deshalb haben die Umfragen, in denen die Partei die SPD überholt, auch sechs Jahre nach dem Ende von Fischers Ministerzeit sofort ein lustiges Ratespiel über den grünen Kanzlerkandidaten 2013 in Gang gesetzt: Wann fragen sie ihn endlich? Und macht er es?

Der Realitätsgehalt solcher Spekulationen ist weniger wichtig als die erinnerte Popularität des gewichtigen 63-Jährigen. Vor seinem Ausscheiden aus der Politik hatte Fischer versprochen, er wolle nicht den Opa aus der Muppet-Show geben, der von der Zuschauertribüne nur noch hämische Bemerkungen macht. Tatsächlich hat der Ex-Vizekanzler als außenpolitischer Kommentator, als Kritiker einer europamüden Regierung und als Memoirenschreiber mehr zu bieten als nur ältliche Meckerei. Doch leider fällt ihm ausgerechnet zur eigenen Partei nur Häme ein.

So schlecht, wie der Politik-Opa von der Tribüne aus seine Grünen macht, können sie gar nicht sein. Ihren Höhenflug bei Wahlen und in Umfragen treten sie ganz ohne seine Hilfe an. Einer Partei, die er für unbelehrbar hält, wird ein Kanzlerkandidat Fischer nur helfen, wenn sie sich ihm völlig unterwirft. Dem haben sich die Grünen schon früher verweigert. Und ihr Selbstbewusstsein ist seither nicht geringer geworden.

Auch gehören die beiden Grünen mit der höchsten Kompetenzzuschreibung, nämlich Renate Künast und Jürgen Trittin, nicht zu den Menschen, die höflich und bescheiden zur Seite treten, wenn sich die Machtfrage stellt. Beide wissen aber sehr genau, welche Gefahren eine verfrühte Debatte um eine grüne Kanzlerkandidatur mit sich bringt: Die Partei macht sich schlicht lächerlich, wenn sie nun schon einen Anspruch erhebt, den sie möglicherweise im Bundestagswahlkampf 2013 nicht einlösen kann.

Zwar sprechen einige Parameter dafür, dass die Grünen-Hausse weiter anhält. Der Wahlerfolg in Baden-Württemberg, der erst noch in einen Regierungserfolg umgewandelt werden muss, könnte trotzdem eine Ausnahme bleiben. Somit ist nicht ausgeschlossen, dass die Grünen noch Anspruch auf die Führung der Bundesregierung erheben. Ihr Kandidat aber wird dann nicht Joschka Fischer heißen.

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