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Meinung: Die nächste Blase kommt bestimmt

Mit ihrer Geldschwemme kaufen die Notenbanken Zeit – genutzt aber wird sie nicht.

Gibt es hierzulande einen einflussreicheren Politiker als Horst Seehofer? Kaum vorstellbar. Am Tag nachdem er die bayerische Opposition in Grund und Boden gesiegt hat, stürmt der Deutsche Aktienindex auf einen historischen Rekordstand, die Börsenhändler sind euphorisiert. Da feiern ein paar kühle Rechner schon den Fortbestand einer wirtschaftsfreundlichen Bundesregierung, könnte man meinen.

Doch beeindruckende Zahlen sind die einzige Gemeinsamkeit zwischen Seehofer und der Börse. Die Partylaune hat einen anderen Grund: Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die US-Notenbank Federal Reserve so schnell nicht Schluss macht mit ihrer ultralockeren Geldpolitik. Denn Larry Summers, eher kein Freund einer schnell rotierenden Notenpresse, hat keine Lust mehr, den bisherigen Fed-Chef Ben Bernanke zu beerben. Das erhöht die Chancen von Janet Yellen, der bisherigen Nummer zwei – einer Ökonomin, die die Märkte womöglich mit noch mehr Geld überschwemmen wird als bislang ohnehin. Lieber ein paar Prozent mehr Inflation riskieren als eine zu hohe Arbeitslosigkeit, lautet ihr Credo. Dass ein Militärschlag in Syrien unwahrscheinlicher geworden ist, gilt den Händlern angesichts dieser Aussichten als Nebensache.

Eine gute Nachricht ist diese Personalie nicht unbedingt. Mit jedem Tag, an dem die Notenbanken in aller Welt ihre Politik des billigen Geldes fortsetzen, steigt die Gefahr unangenehmer Nebenwirkungen. Nirgends finden Anleger derzeit eine einigermaßen attraktive Geldanlage – außer in Sachwerten wie Aktien oder Immobilien. Sicherheitsorientierte Sparer müssen daher seit Jahren zusehen, wie ihr Kapital dahinschmilzt. Das viele Geld, das um den Globus eilt, treibt die Preise. Die nächste Blase, auf welchem Markt auch immer, ist so gut wie sicher. Europa unterscheidet sich hier kaum von Amerika – hier liegt der Abschied von den Niedrigzinsen in noch weiterer Ferne als in den USA.

Hinzu kommt, dass die Notenbanken mit ihrer Geldschwemme nur Zeit kaufen. Die Politiker müssten sie nutzen – doch danach sieht es auch im fünften Jahr der Krise nicht wirklich aus. In den USA sind die Verbindlichkeiten der öffentlichen Hand immer noch hoch, trotz eines zarten Aufschwungs. Und in Europa steht weiter eine Reihe von Staaten mit dem Rücken zur Wand. Das gilt erst recht für Dutzende marode Banken. Nach der Bundestagswahl dürfte es eine Reihe von Neuigkeiten geben, die für den deutschen Steuerzahler eher unerfreulich sein werden.

Eine straffere Geldpolitik, also die Aussicht auf bald steigende Zinsen, kann in dieser Situation kein Präsident und keine Kanzlerin gebrauchen. Doch die Gefahr besteht, dass die Kaskade aus immer neuen Mitteln der Zentralbanken und turmhoher Verschuldung der Staaten irgendwann in sich zusammenfällt. Geld ist nur bedrucktes Papier, es fußt allein auf dem Vertrauen, dafür einen Gegenwert zu bekommen. Anleger und Konsumenten könnten diesen Glauben eines Tages verlieren. Verpasst die Politik diesen Tag, könnte es für sie sehr ungemütlich werden.

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