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Meinung: Die nächste K-Frage

Von Martin Gehlen Stoibers Wahlkampfmanager verstehen ihr Geschäft. Katherina Reiche als Familienexpertin im Kompetenzteam des Unions-Kanzlerkandidaten – das sollte Wellen schlagen.

Von Martin Gehlen

Stoibers Wahlkampfmanager verstehen ihr Geschäft. Katherina Reiche als Familienexpertin im Kompetenzteam des Unions-Kanzlerkandidaten – das sollte Wellen schlagen. Also wurde der vorab über Medien lanciert, um rechtzeitig die Protestrituale aus den Reihen der katholischen Kirche auszulösen. Dem CSU-Mann bot das die ersehnte Gelegenheit, demonstrativ an der jungen Ost-Frau seiner Wahl festzuhalten und so das eigene Profil nachzubessern. Nun kommt er daher als einer, der klerikalem Druck standhält, sich im Leben auskennt und aufgeschlossen ist gegenüber gesellschaftlichem Wandel. Und damit diese Wahlbotschaft auch niemandem entgeht, hat sich Stoiber diese Qualitäten ausdrücklich noch einmal selbst attestiert: Die Berufung von Frau Reiche zeige, dass er nicht für ein rückwärts gewandtes Familienbild stehe, verkündete er bei der offiziellen Pressekonferenz.

Stoiber als Ewiggestriger am familienpolitischen Gängelband der Kirchen contra Rot-Grün, der Koalition mit dem zukunftsweisenden und realitätsnahen Familienbild? Diesen Kontrast hat sein Wahlkampfteam mit geschickter Inszenierung verringert.

Geholfen hat den Unions-Strategen dabei in erster Linie der Kölner Kardinal Meisner und sein wackerer Pressestab. Der Kirchenmann aus dem Osten führt seit langem einen Kreuzzug für die Streichung des C bei der CDU, weil ihm das Christliche zu kurz kommt. Damit steht er in der Kirche und unter seinen Mitbischöfen zwar allein. Aber das kümmert ihn nicht. Er ist mit der CDU als Blockpartei aufgewachsen, darum fühlt er sich legitimiert, so zu reden, wie er redet.

Mehr noch: Der Union verschafft der Kardinal gleichzeitig die Gelegenheit, den Eindruck zu erwecken, als ginge es bei der Kirchenkritik allein um den Status von Frau Reiche als unverheirateter Mutter. In Wirklichkeit zielen die hinter den Kulissen vorgetragenen Einwände vor allem auf die familienpolitische Kompetenz der neuen Familienfrau in Stoibers Kompetenzteam. Und hier mangelt es offensichtlich an vielem. Die 28-jährige CDU-Politikerin hat zwar eine Familie, sich aber vorher nie mit Familienpolitik beschäftigt. Außer einem allgemeinen Bekenntnis zum Familiengeld war bisher von ihr nichts zu hören. Und bei den Rechten für homosexuelle Paare kennt sie weder die Beschlusslage der eigenen Partei noch das geltende Gesetz. Eine Ahnungslose soll in der Familienpolitik der Union künftig den Ton angeben. Wenn das nicht zeigt, wie wichtig Stoiber dieses Thema wirklich ist.

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