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Meinung: Die Qual vor der Wahl

GABI ZIMMER WILL NICHT MEHR PDS-VORSITZENDE SEIN

Gabi Zimmer war bestimmt nicht die beste Vorsitzende der PDS, aber vielleicht die wichtigste. Mit Gysi fühlte sich die Partei frech und charmant, mit Bisky immerhin weise, und mit beiden zusammen wohlig gestrig und erwartungsfroh künftig zugleich. Zimmer aber hat geschafft, wovon die Gegner der Sozialisten immer nur träumten: die PDS zu entzaubern. Warum das für die Partei so wichtig ist? Sie muss sich nicht mehr lange mit so vielen Entscheidungen quälen. Ob die PDS hart opponieren oder weich mitgestalten will, ob sie die bessere SED oder die bessere SPD ist, ob sie die führende Sammlung von Linken des gesamten Landes wird oder die Vertretung der Verlierer im Osten bleibt: alles offene Fragen von gestern. Gabi Zimmer hat das Wesen der Partei wunderbar freigelegt; jetzt kann, ohne Rücksicht auf weitere Verluste, brutal operiert werden. Mit ihrer Ankündigung, nicht wieder für den Vorsitz zu kandidieren, vollendet Zimmer ihren doppelten Dienst an der Partei. Zimmer zeigte ihren Genossen, wie sie wirklich sind, und die sollen jetzt mal machen. Der Machtkampf um die Nachfolge wird hart werden, aber endgültig. Siegt der Dogmatismus, verliert die sozialistische Partei. Siegt der Pragmatismus, verliert der organisierte Sozialismus. Übrig bleibt, so oder so, nicht viel mehr als Folklore. Rote Socken – das war gestern. Die PDSWähler im Osten werden sich eine neue Heimat suchen müssen. lom

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