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Die Zukunft des Kongresszentrums: Das ICC als Kasino

Das ICC wird geschlossen – vorläufig. Der Senat muss jetzt Ideen und Investoren suchen. Wahrscheinlich funktioniert nur eine Mischung aus Handel und Entertainment.

Am besten abschließen und den Schlüssel wegschmeißen. Und auf die Zeit hoffen, die ja manche Probleme zu lösen vermag. Das geht aber nicht mit unserem tollen ICC, denn das Gebäude liegt einfach zu wuchtig zwischen drei Autobahnen am Funkturm, wo es den westlichen Rand der Innenstadt markiert. Vielleicht geht es aber doch genau so, weil die Stadt für die Sanierung kein Geld hat und weil es niemanden gibt, der das aus der Zeit gefallene Kongresszentrum bespielen will. Womit auch? Ein Möbelhaus? Ein Großmarkt für Elektronik? Oder doch ein Spielkasino? Was soll man bloß machen mit dem verfluchten Koloss aus den 70er Jahren?

Jetzt ist erst mal klar, was man nicht mehr machen kann: Kongresse. Die Anlage ist inzwischen so marode, dass Teilnehmer von Tagungen Schaden nehmen könnten. Deshalb ist im März, nach der Eröffnung der Tourismusmesse ITB, Schluss. Es beginnt dann der „Stillstandsbetrieb“, wie die Messe Berlin formuliert. Soll heißen: Es wird aufgepasst, dass mit dem Gebäude nichts passiert. Endlich, freuen sich die Messemanager, die das Haus seit Jahren als lästigen Klotz empfinden: zu unwirtschaftlich, weil nur ein Zehntel der Fläche tatsächlich vermarktet werden kann; der meiste Platz geht drauf für Verkehrsflächen oder technische Anlagen. Und zunehmend teurer, da Instandsetzungsarbeiten mit jedem Jahr aufwendiger wurden. Das fast eine Milliarde D-Mark teure Haus sieht beeindruckend aus, taugt aber nicht viel.

Auf dem Platz, wo früher die Deutschlandhalle stand, baut die Messe gerade den City Cube, ein Kongressgebäude mit 12 000 Quadratmetern für läppische 80 Millionen Euro, in dem künftig alle Kongresse laufen. Das Land Berlin hätte ein großes Problem weniger, wenn die Sanierung des ICC nur 80 Millionen kosten würde. Wahrscheinlicher ist eine Summe Richtung 400 Millionen Euro. Ein Wahnsinn. Also Abreißen? Ist auch nicht viel billiger. Und dann das Verkehrschaos!

Die Landespolitik schwankt seit Jahren zwischen allen möglichen Optionen. Ende der 90er Jahre wurde der Verkauf an einen US-Investor erwogen, vom dem die Messe dann das Gebäude gemietet hätte. Ein paar Jahre später sah es nach Abriss aus, 2008 beschloss der Senat die Sanierung, die dann später wieder infrage gestellt wurde. Derzeit lässt die Wirtschaftssenatorin für 500 000 Euro den Markt nach möglichen Investoren respektive Betreibern absuchen: Gibt es jemanden, der ein spektakulär aussehendes und vermutlich weltberühmtes Gebäude in verkehrstechnisch optimaler Lage mitten in der Hauptstadt Deutschlands nutzen könnte? Für was auch immer.

Wahrscheinlich funktioniert nur Handel und Entertainment, womöglich inklusive Kasino und Tabledance. Klein Las Vegas in Charlottenburg. Dem Senat wird alles recht sein. Und wenn sich keiner findet? Dann landet der Schlüssel im Senatstresor und wir warten ab.

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