zum Hauptinhalt

Meinung: „Diese WTO-Runde

… darf für die ärmeren Länder nicht zur Last werden.“ Noch ist er nicht offiziell ernannt.

… darf für die ärmeren Länder nicht zur Last werden.“

Noch ist er nicht offiziell ernannt. Doch nachdem die Findungskommission in Genf den ehemaligen EU-Außenhandelskommissar Pascal Lamy als einzigen Kandidaten vorgeschlagen hat, gilt seine Wahl an die Spitze der Welthandelsorganisation WTO Ende des Monats als so gut wie sicher.

Der Franzose hat sich vor allem als EU-Außenhandelskommissar von 1999 bis 2004 einen Namen gemacht. Der leidenschaftliche Marathonläufer hat bei den schwierigen WTO-Verhandlungen mehrfach bewiesen, dass er über Zähigkeit und langen Atem verfügt. In Aussehen und Auftreten schien er wie wenige den Typus des Brüsseler Technokraten zu verkörpern. Richtig ist, dass der 58-Jährige eine klassische Karriere nach französischem Muster absolvierte: von den ,,Grandes écoles“, der HEC, einer Art Wirtschaftsakademie, und der Ena, der Kaderschmiede der französischen Politik, über die Kabinette der Pariser Regierung bis in die oberste Etage der EU-Kommission.

Wer wie Lamy als 28-Jähriger, versehen mit allen Weihen der Elitenausbildung, bei der Pariser Finanzinspektion in die Beamtenlaufbahn einsteigt, der ist in Frankreich für Höheres bestimmt. Dass der damalige Wirtschafts- und Finanzminister Jacques Delors den überaus fleißigen, messerscharf formulierenden Karrierebeamten entdeckte und zu seiner rechten Hand machte, sollte für die Zukunft Lamys entscheidend werden. Als Delors 1985 Präsident der EU-Kommission wurde, machte er Lamy zu seinem Kabinettschef. Und der war dann zehn Jahre lang einer der einflussreichsten Köpfe in der Brüsseler Behörde.

Als es 1999 die Posten der zwei französischen Kommissare neu zu besetzen galt, war Lamy die Idealbesetzung. Als EU-Außenhandelskommissar strafte er alle Vorurteile Lügen, die vor allem in Deutschland über den Sozialisten kursierten: Protektionist in der alten merkantilistischen Tradition Frankreichs. Nichts davon stimmte: Lamy erwies sich als überzeugter Anhänger des liberalen Handels. Im traditionellen Konflikt der EU mit den USA erwies er sich als ein im Ton moderater Diplomat, in der Sache aber knallhart und entschlossen.

In seiner Partei, der PS, stießen Lamys Bekenntnisse zum freien Welthandel nicht immer auf Gegenliebe. Dass Lamy aber auch zu Hause politisch unbeirrt Kurs hält, trägt zu seiner Glaubwürdigkeit auf europäischem und auf internationalem Parkett bei.

Zur Startseite