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DIETHER DEHM: „Weiches Wasser bricht den Stein“

Der Linke Diether Dehm verabschiedet sich aus der aktiven Parteipolitik. Im Bundestag sind jedoch weitere Provokationen von ihm zu erwarten.

Ohne Provokation geht bei ihm nichts, und so hat Diether Dehm noch vor wenigen Tagen in einem Abschiedsbrief an die „lieben Genossinnen und Genossen“ kräftig auf den Landesvorstand der Linken eingeschlagen. Aber die niedersächsischen Parteifreunde, die ihn in den vergangenen sechs Jahren als Landesvorsitzenden oft mehr ertragen als verehrt haben, gehen gnädig mit solcher Schelte um. So ist er eben, der Diether. Jetzt hat sich der 60-Jährige aus der aktiven Parteipolitik verabschiedet.

Diether Dehm ist eine Ausnahmeerscheinung in Deutschland, und das nicht nur, weil er eigentlich immer Politiker, Künstler und Geschäftsmann zugleich war. Sein Lebenslauf ist auch dreigeteilt: In den siebziger Jahren singt er Protestlieder, engagiert sich in der Frankfurter SPD, am linken Rand der Partei. Er wirkt an der Seite von Günter Wallraff, organisiert Konzerte „Rock gegen Rechts“ und textet Lieder, die bis heute Ohrwürmer geblieben sind: „Was woll’n wir trinken, sieben Tage lang“ oder die SPD-Hymne „Das weiche Wasser bricht den Stein“. Stasi-Vorwürfe werden gegen ihn laut, aber nichts ist bewiesen. Als er sich 1977 öffentlich für Wolf Biermann ausspricht, beendet der DDR-Geheimdienst den Anwerbeversuch.

Als Musikmanager mehrt sich sein Erfolg, aber in der SPD bringt er es nicht weit. 1998 verlässt er die Partei, schließt sich der PDS an und wird im folgenden Jahr stellvertretender Bundesvorsitzender. Es beginnt die zweite Phase in seinem politischen Leben. Er eckt mit den neuen Genossen an, Bespitzelungs- und Überwachungsvorwürfe werden gegen ihn laut. Dehm manövriert sich ins Abseits, scheitert 2003 bei der Wiederwahl in den Vorstand. Im nächsten Jahr dann übernimmt er die Führung des damals noch kleinen niedersächsischen Landesverbandes der PDS. Es wird die dritte und mit Abstand erfolgreichste Phase in seinem Lebenslauf. Dehm schafft einen Burgfrieden mit den Realos, im Februar 2008 erreicht die Linke bei der Landtagswahl 7,1 Prozent, das bisher beste Ergebnis in einem westdeutschen Flächenland.

In jüngster Zeit wurden seine oft unbedachten Äußerungen derber. Vor dem Landtag sagt er „Affenarsch“ in Gegenwart eines Polizisten. Dehm behauptet später, seinen Genossen Manfred Sohn gemeint zu haben, der vom Parteitag in Emden zu seinem Nachfolger als Parteichef gewählt wurde. Dem Bundestag wird er noch angehören – weitere Provokationen sind zu erwarten.

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