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Dominik Brunner: Ein gutes, schwaches Herz

Dominik Brunner, der Held von Solln, ist nicht an den unmittelbaren Folgen der Schläge und Tritte seiner Peiniger gestorben, sondern am Versagen seines vorgeschädigten Herzens. Eine bittere, unverschämte Ironie der Geschichte.

An Herzversagen gestorben, ausgerechnet er, derjenige, der als Einziger von vielen in der Münchner S-Bahn und später auf dem Bahnhof sein Herz in die Hand genommen hat, um bedrängte Kinder vor gewalttätigen Jugendlichen zu schützen; der mutig genug war, vielleicht auch etwas übermütig, der aber Herz gezeigt hat. Dreht sich jetzt die Geschichte vom Heldenmord, wie der Rechtsanwalt eines der Angeklagten meint? Dreht sie sich endgültig, nachdem bereits bekannt wurde, dass Brunner eine Zeit lang Kampfsport trainiert hatte und gerne beim Kickboxen zusah, nachdem in den ersten Tagen des Prozesses mehrere Zeugen erklärten, Brunner habe auf dem Bahnsteig, in der eskalierten Situation, als Erster zugeschlagen, kräftig, mit der Faust, einem der aggressiven Jugendlichen mitten ins Gesicht?

Die Todesursache sagt nichts aus über die Absicht der Täter; die Staatsanwaltschaft bleibt deshalb bei ihrem Mordvorwurf. Aber es hätte den Anklägern klar sein müssen, wie die späte Nachricht vom Herzversagen wirkt – und dass sie kommen wird, spätestens vor Gericht. Umso unverständlicher ist es deshalb, dass in der Anklageschrift die tatsächliche Todesursache nur vage umschrieben wird. Doch das ist nebensächlich. Im Prozess geht es nicht darum, wie heldenhaft Dominik Brunner war, sondern was die Täter antrieb, auf ihr Opfer so brutal einzuschlagen und einzutreten, gegen den Körper, gegen den Kopf, dass es schließlich verstarb. Eine Erkenntnis aus diesem Prozess allerdings gibt es jetzt schon, sie ist nicht neu, sie ist banal, aber immer wieder aktuell: Das Urteil steht am Ende eines Gerichtsverfahrens, nicht am Anfang, und dazwischen erfolgt die Aufklärung. Das ist der Stand der Dinge, auch im Mordfall Brunner.

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