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Meinung: Durch Dinge sehen

Nein, das ist kein Kinderbuch. Der Titel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ ist keine fröhliche Aufforderung zu einem Ratespiel, sondern offenbart eine erschütternde Erfahrung von Anetta Kahane, der 50-jährigen deutschen Jüdin, die in der DDR aufwuchs und die im vereinten Deutschland durch ihren Kampf gegen Rassismus und Ausländerhass bekannt wurde.

Nein, das ist kein Kinderbuch. Der Titel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ ist keine fröhliche Aufforderung zu einem Ratespiel, sondern offenbart eine erschütternde Erfahrung von Anetta Kahane, der 50-jährigen deutschen Jüdin, die in der DDR aufwuchs und die im vereinten Deutschland durch ihren Kampf gegen Rassismus und Ausländerhass bekannt wurde. In einer Reihe von Lebensberichten, die sich zusammen wie ein Entwicklungsroman lesen, schildert sie ihre Entwicklung vom Kind aus einem im Sozialismus privilegierten Elternhaus über die jugendliche Zweiflerin am Kommunismus bis hin zur scharfsinnigen Beobachterin einer Gesellschaft, die sie als latent antisemitisch begreift. Sie sieht in der Tat etwas, was andere Deutsche nicht sehen – aber sie hat es für uns aufgeschrieben. Das ist kein leichtes, aber ein sehr notwendiges Buch.

Anetta Kahane: Ich sehe was, was du nicht siehst. Rowohlt Berlin, Berlin. 351 S., 19,90 €.

Gerd Appenzeller

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