zum Hauptinhalt

Ehud Olmert: „Dies ist mein Arbeitsplatz und wird es bleiben“

Israels Ministerpräsident Ehud Olmert ist hart im Nehmen. Und seine Überlebenschancen wachsen.

Es war nicht die Woche des Ehud Olmert. Wie üblich. „Der Konvoi des Regierungschefs überfuhr bei Rot ein Mädchen“, „Noch keine Lösung für Holocaust-Flüchtlinge“, „Schutzlos den Raketen ausgesetzt“. Überschriften in den Zeitungen dieser Woche, die Schuldsprüchen für Olmert gleichkommen, obwohl seine Unschuld leicht nachweisbar ist. Erstens war es einer von Olmerts Bodyguards, der vorschriftsgemäß nicht bei Rot anhielt und die Zehnjährige „nur“ leicht verletzte, während der Regierungschef im Fond seines Wagens saß.

Zweitens hatten sich alle israelischen Regierungschef seit Staatsgründung wenig um die Holocaust-Opfer gekümmert. Olmert hatte als Erster den misanthropischen Finanzbeamten den Auftrag erteilt, „großzügig“ zu sein bei der Zumessung von deren Rente. Als diese dann mit 15 Euro beleidigend ausfiel, setzte er sich selbst mit den Opferrepräsentanten zusammen. Man einigte sich aufs 15-Fache für bedürftige Lagerüberlebende und auf Bemühungen, auch für die – aus der ehemaligen Sowjetunion eingewanderten – ehemaligen Flüchtlinge vor den Nazis Gelder zu beschaffen.

Drittens machte Olmerts Regierung die Gelder frei für den Schutz der Schulen entlang des Gazastreifens vor Kassam-Raketen. Noch sind vor Beginn des neuen Schuljahres nicht alle Klassen raketensicher. Nicht zuletzt, weil die Militärs und viele Minister der Ansicht sind, dass der wirksamste Schutz vor Attacken nicht zusätzlicher Beton sei, sondern die Verhinderung des Beschusses überhaupt, sei es mit diplomatischen oder aber mit militärischen Mitteln.

Olmert, seit dem Libanonkrieg in anhaltendem Umfragetief, steckt ein. Er sieht in immer neuen politischen Initiativen den einzigen Weg, im Amt zu bleiben. „Dies war mein Arbeitsplatz, dies ist mein Arbeitsplatz, und dies wird noch lange mein Arbeitsplatz bleiben“, verkündete er. Tatsächlich wächst mit jedem neuen Friedensvorschlag Olmerts Überlebenschance. In den nächsten Wochen geben sich Condoleezza Rice und Tony Blair, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dessen Ministerpräsident Salam Fajjad Olmerts Türklinke in die Hand. Und dann steht bald Bushs „regionales Treffen“ an, zu dem Olmert und Abbas mit einer gemeinsamen Grundsatzerklärung anreisen wollen. Darauf gründet Olmerts Überlebensstrategie. Wer will schon einen Premier stürzen mitten in einem historischen Prozess, der endlich Frieden bringen könnte? Charles A. Landsmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false