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Meinung: Ein angenehmer Feind

Wir hatten uns schon daran gewöhnt, die Franzosen als die Gallier der Welt zu sehen, als friedliebendes Volk, das gern gut isst, seinen Häuptling Chiraculix auf Händen trägt und den tumben Amerikanern eine diplomatische Abreibung nach der anderen verpasst. Doch so ganz scheint dieses Bild nicht zu stimmen, wenn wir den Krieg betrachten, der soeben in Paris martialisch ausgerufen wurde – als Chefsache im ElyséePalast.

Wir hatten uns schon daran gewöhnt, die Franzosen als die Gallier der Welt zu sehen, als friedliebendes Volk, das gern gut isst, seinen Häuptling Chiraculix auf Händen trägt und den tumben Amerikanern eine diplomatische Abreibung nach der anderen verpasst. Doch so ganz scheint dieses Bild nicht zu stimmen, wenn wir den Krieg betrachten, der soeben in Paris martialisch ausgerufen wurde – als Chefsache im ElyséePalast. Er richtet sich gegen – das Rauchen. Ungeheuerlich, denn schließlich ist das Bild des Franzosen von drei Dingen bestimmt, die untrennbar zueinander gehören: Rotwein, Baguette und die gelben Finger, die unweigerlich entstehen, wenn einer jahrzehntelang Gauloises, respektive Gitanes, ohne Filter pafft. Doch im Lichte des Irak-Krieges kann das keine Rolle mehr spielen. Der Krebs ist nämlich ein vergleichsweise angenehmer Gegner. Er mordet zwar gefährlicher als Saddam, tritt aber nicht drohend im Fernsehen auf, mobilisiert keine Sympathiekundgebungen, und kein Schauspieler wird sich ernsthaft für ihn einsetzen. Aber Vorsicht, Monsieur Chirac! Wenn es bald auch noch gegen Rotwein und Baguette geht, dann hört der Spaß auf.

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