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Meinung: Ein Bild von Stärke

ANGELA MERKEL UND AMERIKA

Was hat sie wohl dazu getrieben? Die Sorge, als Taube zu gelten? Für eine Parteivorsitzende gibt es Schlimmeres: Zurzeit vergrößert Angela Merkel mit jeder Äußerung zum IrakKrieg den Abstand zur Parteibasis. Deren ziemlich klare Mehrheit ist in dieser Frage nämlich auf Seiten der rot-grünen Regierung und nicht bei Merkel, die den Krieg zwar nicht „richtig“ nennen will, ihn aber für unvermeidlich erklärt hat. Wer sich so gegen die eigene Basis stellt, kann eigentlich nur eines wollen: Stärke beweisen, die sich notfalls – viel Feind, viel Ehr – an der Zahl der Gegner misst. Nun muss eine Parteichefin keine Diplomatin sein. Aber in der Irak-Frage wäre mehr Diplomatie auch eine Führungseigenschaft gewesen: die Solidarität mit Amerika beschwören, den Kanzler für den offenen Bruch mit Bush beschimpfen und den doch nur zu naheliegenden Zweifel aussprechen, ob Bushs Krieg richtig ist – das wäre möglich gewesen, und es hätte zur Person Merkel auch gepasst. Warum sie das Naheliegende nicht tut? Das liegt womöglich daran, dass sie ihre Union inzwischen zu gut kennt. Die hat schon als Kanzlerkandidaten auf den vermeintlich starken Mann gesetzt, nicht auf sie. Jetzt setzt sie auf Härte, wo ein Sowohl-alsauch angemessener wäre. Die Angst vor dem Irrtum könnte sich als der Irrtum selbst herausstellen. ade

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