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Meinung: Ein Leerstuhl

DER KULTURSTAATSMINISTER VERZICHTET

Alles rennet, rettet, flüchtet. Der Spruch aus Schillers „Lied von der Glocke“ passt auf das Amt des Staatsministers für Kultur. Es gehört nicht zu den klassischen Ressorts, sondern wurde erst vor vier Jahren von Kanzler Schröder eingerichtet. Nach Geplänkeln zwischen Bund und Ländern gibt es heute keinen Zweifel mehr: Die Aufgaben des Kulturstaatsministers sind vielfältig und wichtig, seine Kompetenzen ausbaufähig. Doch die bisherigen Amtsinhaber sehen das offenbar anders. Julian Nida-Rümelin gibt nach nicht einmal zwei Jahren auf. Er nimmt seinen Philosophie-Lehrstuhl wieder ein, ähnlich wie Vorgänger Michael Naumann, den es zur Halbzeit der Legislaturperiode in die Publizistik zurückzog. Beide nannten Karrieregründe für die Demission. Dafür kann man Verständnis haben. Aber es fällt ein Schatten auf das Amt, das eine Person bräuchte, die es prägt. Und Kontinuität, wenn es darum geht, Fragen von Kultur und Staatlichkeit an die große Glocke zu hängen. Als mögliche Nachfolger sind nun Thomas Krüger und Monika Griefahn im Gespräch, honorige SPD-Politiker, die auch kulturpolitische Tuchfühlung haben – aber nicht die Aura eines ersten Anwalts der Kultur. Da wird der Schatten noch ein bisschen länger. R.S.

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