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Meinung: Ein Luftschloss in Berlin

ZWEI JAHRE MORATORIUM

Das zeugt von Realitätssinn. Die Expertenkommission, die sich mit dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses befasst, hat angesichts der leeren Kassen beschlossen, über die Finanzierung des Projektes erst zu entscheiden, wenn sich die Haushaltslage des Bundes gebessert hat. Pessimisten meinen, dies käme einem Verzicht auf die Rekonstruktion gleich. Aber das stimmt nicht. Es ist, zunächst einmal, die Absage an einen zu vier Fünfteln privat finanzierten und kommerziell genutzten Neubau. Dass die Öffentlichkeit aber nur für ein weitgehend zugängliches Schloss zu begeistern wäre, liegt auf der Hand. Das Votum spiegelt außerdem die Erkenntnis wieder, dass man mit Steuergeldern nur Vorhaben fördern sollte, deren Sinn der Bürger begreift. Man kann aber nicht annehmen, dass die Deutschen in Bottrop, Hoyerswerda oder Passau verstünden, dass die Berliner gerade jetzt ihr Schloss wiederhaben wollen, selbst wenn man die Ansicht teilt, es handele sich um ein nationales Symbol. Richtig ist auch der zweite Beschluss – dass die Reste des Palastes der Republik schleunigst verschwinden und die Baugrube zugeschüttet wird. Auf dem Gras, das darüber wächst, kann man liegen, träumen – und sich erst einmal ein Luftschloss bauen. apz

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