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Meinung: Ein Patient, der sich nicht behandeln lässt

„Buschkowsky ist ein Arzt, der nicht behandelt“ vom 28. September Um bei Ihrem Vergleich des Neuköllner Bezirksbürgermeisters mit einem Arzt zu bleiben: Ein guter Arzt stellt zuerst die richtige Diagnose und dann kommt die Therapie.

„Buschkowsky ist ein Arzt, der nicht

behandelt“ vom 28. September

Um bei Ihrem Vergleich des Neuköllner Bezirksbürgermeisters mit einem Arzt zu bleiben: Ein guter Arzt stellt zuerst die richtige Diagnose und dann kommt die Therapie. Nun ist es leider so, dass für manche Befunde weder helfende Therapien noch Arzneien vorhanden sind. Hierfür machen Sie den Arzt verantwortlich? Ist das Aussprechen einer schmerzhaften Diagnose verwerflich, weil es keine schnelle Heilung gibt?

Dem Überbringer schlechter Nachrichten wurde zu allen Zeiten, in allen Gesellschaften Ablehnung entgegengebracht. Trotzdem hat dieser Bürgermeister den Konflikt nicht gescheut, selbst gegenüber der eigenen Partei nicht und die Probleme benannt. Darüber hinaus hat er in den Brennpunkten seines Bezirkes Initiativen unterstützt und gegründet, die zumindest versuchen, einen Ausweg aus der Misere zu beschreiten. Ihm Untätigkeit vorzuwerfen, ist fragwürdig.

Dass bei seiner Wortwahl die ein oder andere Überspitzung zu finden ist, ist auch unserer momentanen medialen Gesellschaft geschuldet, die die leisen Töne viel zu leicht überhört. Oder wie der Volksmund sagen würde: „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.“

Michael Bechtluft, Berlin

Hatice Akyün wirft Herrn Buschkowsky vor, keine Skrupel zu haben seine Meinung unters Volk zu bringen, ich habe keine Vorstellung, wie Sie zu dieser Bewertung kommen? Ich lese Ihre Beiträge immer mit Aufmerksamkeit, oft mit Vergnügen, aber auch manchmal mit Verdruss, sicher auch weil Sie eine sehr deutliche Sprache sprechen. Viele schätzen das, ich auch, als Berliner liebt man ja kein Rumeiern.

Es ist schon eigenartig, wie immer wieder auf Menschen, die, wie Herr Buschkowsky, unverblümt die Dinge auf den Punkt bringen, reagiert wird. Die Zustände, die er beschreibt, können Sie nicht bestreiten, und ich weiß, wovon ich rede. Hatice Akyün schreibt von politischer Verantwortung, die Buschkowsky für die Zustände trägt. Aber Sie sind nicht so naiv, diese Behauptung auch noch zu glauben. Sie können doch nicht Politik für die Zustände in den Familien und Clans verantwortlich machen, wo eine Eingliederung in unsere Gesellschaft weder durch Erziehung noch vorbildhaftes Verhalten der Eltern versucht wird. Ich meine nicht alle, Herr Buschkowsky auch nicht, und die, die gemeint sind, lesen das Buch eher nicht. Aber sie lesen möglicherweise Ihren Beitrag und fühlen sich bestätigt. Warum etwas ändern, die da oben müssen es richten. Denn das ist es, was Ihr Beitrag auslöst. Auch an die „Gutmenschen“ mit ihrem grenzenlosen Verständnis, den immer offenen Geldbeuteln, die unser Sozialstaat bereit hält, ist das Buch von Herrn Buschkowsky gerichtet. Es hilft nicht, die Augen vor einer unangenehmen Wahrheit zu verschließen. Die vielen, die es geschafft haben, sind der Beweis dafür, dass es möglich ist, erfolgreich zu sein. Und seine Forderung nach einer Kindergartenpflicht, nach Ganztagsschulbesuch und nach Sanktionen, wenn das nicht eingehalten wird, kann ich nur unterschreiben. Übrigens: Verstehen Sie mich nicht falsch, dies gilt für alle, die hier leben.

Günter Goers, Berlin-Schmargendorf

Ich bin ein alter Mann, doch ich habe die Welt bereist und weiß ziemlich genau, wie man sich als Fremder in einem fremden Land benehmen muss: Freundlich sein, sich in der Fremde Freunde schaffen und sich eingliedern in die fremde Gesellschaft. Das ist die Voraussetzung für gute Integration. Man muss sich nicht verbiegen oder seine Persönlichkeit aufgeben, man muss nur begreifen, dass man nicht, wie in Neukölln passiert, eigene Gesetze schafft und sich damit ausgliedert aus unserer Gesellschaftsordnung – aber diese beansprucht und einfordert, wenn es einem gerade passt. Nicht mehr oder weniger beklagt Buschkowsky.

Friedrich der Große hat im Allgemeinen Preussischen Landrecht die Religionsfreiheit festgeschrieben und die Toleranz als Voraussetzung dafür gefordert. Er hat aber auch gesagt: „Nichts ist wahrer und handgreiflicher als dass die Gesellschaft nicht bestehen kann, wenn ihre Mitglieder keine guten Sitten besitzen.“

Werner Kohlfeldt, Berlin-Mariendorf

Diesmal ist Neuköllns Bürgermeister schuld, weil er es gewagt hat, seine Meinung zu einem polarisierenden Thema in einem Buch niederzuschreiben. So wie in einem früheren Artikel die Schuld des Bundesministeriums war, die Bevölkerung vor radikalisierten muslimischen Jugendlichen zu warnen. Anscheinend bevorzugt die Autorin bei strittigen Integrationsthemen die Methode des Totschweigens; und wenn doch jemand die Missstände anspricht, dann wird er angegriffen, weil er die Migranten beleidigt hat bzw. weil er „dem Thema nicht alle Facetten abgewonnen hat“. Vergleiche mit Ärzten sind übrigens ein altbekanntes Mittel, um jede These nach Belieben entweder zu verdrehen oder zu untermauern. Man könnte schließlich auch fragen: Was soll der Arzt machen, wenn der Patient nicht behandelt werden möchte?

Panos Alevizakis, Berlin-Reinickendorf

Dass viele einflussreiche Parteigenossen Buschkowkys genauso denken, lange Zeit lieber wegschauten, ihn als Buhmann nutzten und seine Bemühungen für eine bessere Integration, besonders der Bildungschancen der Zugewanderten in seinem Bezirk eher behinderten, erleichtert es natürlich Kritikern wie Akyün, die Leistungen eines engagierten Politikers einfach zu negieren. Darüber hinaus profitiert Akyün von dem Bonus, den in der Gesellschaft angekommene Deutsche mit Migrationshintergrund zu Recht genießen, weil sie gebraucht werden. Peinlich nur, dass Akyün diesen Bonus nutzt, um sich selbst und ihre Bücher als Muster der reflektierten Sachlichkeit anzupreisen, während sie Buschkowsky das Recht abspricht, überhaupt ein Buch zu schreiben. Sein Buch mag „grobschlächtig“ sein, sie mag es ablehnen. Aber sie sollte nicht einen Politiker, der jahrelang, besonders für bessere Bildungschancen der Kinder aus Migrantenfamilien gekämpft hat, (z. B. in Zusammenarbeit mit der verstorbenen Richterin Kirsten Heisig) verunglimpfen, sondern ihre Brückenstellung zur Zusammenarbeit nutzen, wie es Necla Kelek und andere tun.

Sie sollte sich einmal mit dem pälästinensischen Diplompsychologen Ahmad Mansour unterhalten, der mit seinem Projekt „Heroes – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ vor kurzem im Tagesspiegel vorgestellt wurde. Er ist ein Ermutiger. Man sollte ihn öfter zu Wort kommen lassen.

Ingeborg Jacobs, Berlin-Lichterfelde

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