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Meinung: Ein Sieg für 13 Monate

Von Alfons Frese

Der Gewinner ist – die IG Metall. Die Arbeitgeber können sich den Tarifabschluss schönrechnen und dabei Laufzeiten und flexible Einmalzahlungen berücksichtigen. Am Ende bleibt doch die drei vor dem Komma; eine symbolische Grenze, die von der IG Metall mit massiven Warnstreiks geknackt wurde. Dass der Dachverband Gesamtmetall am Ende dieser Tarifbewegung alt aussieht, wirft kein gutes Licht auf die Strategie der Arbeitgeber. Es begann mit der riskanten Kündigung der so genannten Steinkühler-Pause in Baden-Württemberg. Danach war die Mobilisierung der kampfstärksten Truppen im Südwesten ein Kinderspiel für die IG Metall. Es folgten ein halbes Dutzend Verhandlungsrunden ohne substanzielles Angebot, entsprechend groß wurde die Warnstreikwelle. Schließlich gab es Chaos in den eigenen Reihen, Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser schien zeitweise die Koordinierung aus den Händen zu gleiten.

Doch alle diese Punkte sind sekundär. Denn den Ausschlag für diesen Abschluss gab schließlich die Konjunktur. Die Gewinne sind gut und die Auftragsbücher voll. Wenn nicht jetzt eine ordentliche Einkommenserhöhung drin ist, wann dann? So gesehen hat Gesamtmetall noch rechtzeitig eingelenkt, bevor ein Arbeitskampf den Abschluss weiter in die Höhe getrieben hätte. Volkswirtschaftlich gesehen spiegelt die Erhöhung etwa die Größenordnung wider, die sich aus Produktivitätswachstum und Inflationsrate ergibt. Einzelnen Betrieben in Schwierigkeiten hilft die zur Disposition gestellte Einmalzahlung; im Einvernehmen mit dem Betriebsrat kann die Summe von 310 Euro pro Arbeitnehmer gestrichen werden. Alles in allem geht der Abschluss in Ordnung, trägt aber einen Makel: Aus Angst vor der Mehrwertsteuererhöhung und dem weiteren Konjunkturverlauf hat der Tarifvertrag eine Laufzeit von nur 13 Monaten. In einem Jahr schon gibt es die nächste Pokerrunde ums Geld.

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