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Ein SPRUCH: Männer erwünscht

Schrittweise werden Lebenspartnerschaften der Ehe gleichgestellt. Der Streit um das Steuerrecht wird bald beendet sein, entweder durch Gesetz oder ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts.

Schrittweise werden Lebenspartnerschaften der Ehe gleichgestellt. Der Streit um das Steuerrecht wird bald beendet sein, entweder durch Gesetz oder ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Was noch bleibt, ist das Adoptionsrecht. Hier blockiert die Union, die liberale Justizministerin drängt und wie das entsprechende Verfahren in Karlsruhe ausgeht, ist schwer vorherzusagen.

Der erfüllte Kinderwunsch, ehemals nicht der Rede wert, ist die paradigmatische Glückserwartung unserer Zeit. Mutterschaft, früher eine Selbstverständlichkeit, ist ein Ausnahmezustand geworden, die Vaterschaft gilt als Großtat, siehe Sigmar Gabriel. Schwule und Lesben möchten das alles auch erleben. Und das sollen sie. Sie sind liebevolle Eltern wie andere auch. Zudem orientieren sich Kinder in ihrer Sexualität grundsätzlich nicht am Vorbild der Eltern. Geht es allein um das Prinzip „Gleichheit“, hat sich jeder Widerspruch erledigt.

Aber geht es bei Adoptionen allein um „Gleichheit“?

Das soll hier offenbleiben. Doch wer das bejaht, entdeckt schnell eine neue Diskriminierung. Schwule sind in Sachen Kinderwunsch gegenüber Lesben im Nachteil. Weder hilft ihnen ein guter Draht in die örtliche Samenbank, wie bei lesbischen Frauen häufig, noch die Fahrt in die benachbarten Niederlande. Überhaupt ist es lesbischen Frauen möglich, unter relativ geringen Entbehrungen schwanger zu werden. Ein kurzer Weg zum Glück. Schwule Männer dagegen brauchen keinen Samen, sondern eine Frau, die sich zur Verfügung stellt und später auf ihr Kind verzichtet. Genau genommen ist das Adoptionsrecht ihre einzig reelle Chance auf Elternschaft.

Es gibt weitere Ungleichheiten. Kindern mangelt es im Großen und Ganzen nicht an Kontakt zu Frauen. In der Kita, in der Grundschule, überall Frauen. Zuhause dann auch noch zwei Mütter. Männer dagegen sind alles andere als überrepräsentiert im Alltag von 0 bis 10-Jährigen. Bei Elternabenden, in Kinderarzt- wartezimmern, beim nachmittäglichen Abholen von Kita, Spiel und Sport – Väter bleiben rar. Eine pädagogisch-soziale Unwucht, die durch schwule Eltern gebessert würde.

Zu warnen ist vor weiterer Diskriminierung. Jugendämter und Vermittlungsstellen könnten lesbische Paare vorziehen. Dass Kleinkinder bei Müttern besser aufgehoben sind, ist ein nach wie vor lebendiges Vorurteil. Hinzu kommt die Gefahr von Geschlechterkumpanei. In den genannten Stellen arbeiten viele Frauen.

Daher ein Vorschlag: Wenn Adoptionsrecht für Lebenspartner, dann mit hälftiger Geschlechterquote. Oder zumindest sollen Männer bei der Vermittlung bevorzugt werden. Der Stoß an die berühmte gläserne Decke ist im Privaten nicht minder hart als im Berufsleben, wo er allerdings um einiges mehr beklagt wird.

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