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Meinung: Ein Volk spielt mit

Absurdes Theater in Frankreich. Wer den ersten Akt nicht kennt, kann sich nur wundern: Millionen junger Demonstranten für den konservativen Amtsinhaber, hunderttausende Plakate „Wählt Chirac“, prominente Linke, Philosophen, Künstler und Intellektuelle rufen dazu auf, den von ihnen bekämpften Präsidenten wieder zu wählen.

Absurdes Theater in Frankreich. Wer den ersten Akt nicht kennt, kann sich nur wundern: Millionen junger Demonstranten für den konservativen Amtsinhaber, hunderttausende Plakate „Wählt Chirac“, prominente Linke, Philosophen, Künstler und Intellektuelle rufen dazu auf, den von ihnen bekämpften Präsidenten wieder zu wählen. 80 Prozent traut man ihm zu, ein Uneingeweihter würde denken: ein wahrer Sieger, ein Starpolitiker in Frankreich. Aber dieser Wahlgang zwingt vielen eine ungewohnte Rolle auf. Die sonst so nahe liegenden Fragen – wo die Linke geblieben sei, die Kommunisten zum Beispiel, die einst die stärkste politische Kraft im Lande waren – haben in diesem Stück keinen Platz. Es geht einzig allein darum, das böse Ende auf der Bühne dieses europäischen Landes zu verhindern: den Sieg des Fremdenhassers, des extremen Nationalisten und Europafeindes Jean-Marie Le Pen. Deshalb müssen Linke in die Rolle Rechter schlüpfen, Nicht-Wähler in die Rolle von Wählern, Passive in die Rolle politisch Aktiver. Aber dieses Theaterstück dauert ja auch nur einen Tag. Wie das große Schauspiel der französischen Demokratie weitergeht – ganz bald schon, bei der Parlamentswahl –, keiner weiß es. Diese Szenen sind noch nicht geschrieben. sah

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